Auf historischen Pfaden in Dresden
Die Elbe durchquert während ihres Verlaufs von der Quelle bis zur Mündung in die Nordsee drei deutsche Großstädte. In einer davon verbrachten wir gegen Ende des letzten Jahres einen Kurzurlaub – in Dresden. Die Stadt konnten wir mit allen Sinnen erfahren und erleben. Das Repertoire reichte dabei von modern bis historisch, sodass einfach für jeden etwas dabei ist.
Dresden, ca. 523.000 Einwohner, Landeshauptstadt des Freistaates Sachsen
(25.11. – 29.11.2011)
Im letzten Jahr kamen zwei Dinge zusammen: die Vermieter der Berliner Ferienwohnung haben auch eine Ferienwohnung in Dresden. Keine Frage, dass wir uns auch dafür entschieden haben, diese Ferienwohnung zu buchen. Außerdem wollten wir schon immer mal zu einem großen Weihnachtsmarkt fahren. Was bot sich daher also besser an, als die Ferienwohnung und die Stadt Dresden, in der gleich mehrere Weihnachtsmärkte stattfinden?
25. November
Anreise
Gesagt, gebucht. Nach knappen 430 Kilometern und etwas mehr als 5 Stunden Fahrzeit kamen wir in Dresden an. Oder vielmehr: in Dresden-Weißig. Denn unsere Ferienwohnung liegt etwas außerhalb von Dresden, 10 Kilometer vom Stadtkern entfernt. Uns störte das überhaupt nicht, zumal wir in einer schönen Neubausiedlung unsere Ferienwohnung hatten. Unternommen haben wir nichts mehr, außer unsere Koffer ausgeräumt und im nahegelegenen Kaufland Verpflegung für den Abend eingekauft.
Der Urlaub
26. November
Wir passierten die Loschwitzer Brücke, die auch als “Blaues Wunder” bekannt ist. Der Spitzname kommt daher, weil die Brücke in ihrer Entstehungszeit (1891-1893) eine der ersten Brücken war, die trotz ihrer Länge von 280 Metern ohne Pfeiler in der Elbe auskam. Dazu war sie hellblau angestrichen, weswegen der Name “Blaues Wunder” entstand. Bis 1912 hieß sie zunächst König-Albert-Brücke, seitdem ist sie offiziell unter Loschwitzer Brücke bekannt. Sie verbindet die Stadtteile Blasewitz und Loschwitz, gilt als Wahrzeichen der Stadt und ist das zweitälteste Elbbrückenbauwerk in Dresden.
Am Käthe-Kollwitz-Ufer hielten wir kurz an, um die Elbwiesen Richtung Elbe zu spazieren. Auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich die drei Elbschlösser (von West nach Ost)
- Schloss Albrechtsberg (1850 – 1854)
- Villa Stockhausen/Lingnerschloss (1850 – 1853) und
- Schloss Eckberg (1859 – 1861)
Gegenüber von Schloss Albrechtsberg befindet sich ein kleiner Trampelpfad, über den man an die Elbe kommt.
Von hier aus kann man direkt an die Elbe gehen. Wer hier Sandstrand erwartet, könnte ein wenig enttäuscht werden, da dieser nur sehr schmal ist. Etwas breiter dagegen der Kieselstrand, der aber bei höherem Wasserstand nicht zu sehen ist. Der Blick von hier zeigt die Villa Stockhausen (mit Weinberg) und das Schloss Eckberg rechts, in dem sich heute ein Luxushotel befindet.
Wir gingen zurück zum asphaltierten Weg, der parallel zur Elbe verläuft. Der Blick elbabwärts, Richtung Innenstadt. Am rechten Bildrand ist ein weiterer Weinberg sichtbar. Das Gebäude am rechten Elbufer ist die Saloppe, das erste Trinkwasserwerk Dresdens. Es ging 1875 ans Netz. Heute liefert es nur noch Betriebswasser für einen Industriestandort des Infineon-Unternehmens im Dresdner Norden.
Wie schon zu früheren Zeiten: Wenn der Vater mit dem Sohne…in diesem Fall: Drachen steigen lässt. Dazu bietet die Elbwiese genug Platz und Spielraum. Und die Jahreszeit stimmte auch so halbwegs – also, warum nicht? Im Hintergrund Schloss Eckberg und
Danach ging es für uns in die Innenstadt. Unser dortiges Ziel waren die Einkaufsmöglichkeiten, die Sehenswürdigkeiten und – wie sollte es in der Vorweihnachtszeit auch anders sein – einer der vielen Weihnachtsmärkte. In diesem Falle der 577. Dresdner Striezelmarkt. Seit 1434 findet er regelmäßig auf dem Altmarkt in Dresden statt. Der Name stammt vom bekannten Dresdner Christstollen, welcher im Mittelhochdeutschen “Strutzel” oder “Striezel” genannt wurde. Der Striezelmarkt war in der Anfangszeit eigentlich nur ein eintägiger Fleischmarkt, die in den kommenden Jahrzehnten und -hunderten mehr und mehr Händler anzog. Um 1700 wurde die Marktdauer verlängert und der Markt wurde zu einem der bedeutendsten Weihnachtsmärkte in Deutschland.
Sehenswert auf dem Weihnachtsmarkt sind neben der zahlreichen Buden und Ständen die mit 14,62 Metern Höhe größte erzgebirgische Stufenpyramide der Welt und der mit 13,50 Metern Breite weltgrößte begehbare erzgebirgische Schwibbogen, der den Eingang zum Weihnachtsmarkt markiert.
Bevor wir jedoch zum Besuch des Striezelmarktes übergingen, schauten wir uns die Altstadt an. Neben der Dresdner Philharmonie, die sich ebenfalls am Altmarkt befindet, kann man schon mal das Wahrzeichen der Stadt sehen, die wiederaufgebaute Frauenkirche. Der Wiederaufbau Dresdens ist noch nicht ganz abgeschlossen, wie man im Vordergrund erkennt.
Hinter der Philharmonie befindet sich ein weiterer kleiner Weihnachtsmarkt, direkt vor dem Residenzschloss Dresden. Es wurde um 1289 erstmals urkundlich erwähnt und in den folgenden Jahrhunderten um verschiedene Gebäudeteile erweitert. Während der Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg brannte es bis auf die Grundmauern nieder. Erst 2013 soll das Schloss wiederhergestellt sein, die Kosten betragen in etwa 337 Millionen Euro. Die Inneneinrichtung wird jedoch erst später fertig sein.
Geht man zwischen dem Swissôtel Dresden und dem Residenzschloss her, so erreicht man das Georgentor. Es wurde 1535 bis 1535 gebaut und trägt seinen Namen nach Georg dem Bärtigen, der das Tor in Auftrag gab.
Nach der Passage des für den Fahrzeugverkehr gesperrten Tores sieht man rechts die Außenseite des Fürstenzugs, ein überlebensgroßes Bild eines Reiterzuges. Es zeigt die Ahnengalerie mit 94 Personen (35 Markgrafen, Herzöge, Kurfürsten, Könige sowie 59 Wissenschaftler, Künstler, Handwerker, Soldaten, Kinder und Bauern). Mit seinen 102 Metern Länge ist es das größte Porzellanbild der Welt. Es ist auf fast 23.000 Meißner Porzellanfliesen aufgetragen worden und bedeckt eine Gesamtfläche von 968 Quadratmetern.
Von der Treppe zum Terrassenufer hat man einen schönen Blick auf den Schlossplatz mit (von links) Fürstenzug, Georgentor, Residenzschloss und der Kathedrale Sanctissimae Trinitatis (Kathedrale der heiligsten Dreifaltigkeit).
Durch die Verlegung des Bischofssitzes von Bautzen 1980 wurde St. Trinitatis zur Kathedrale des Bistums Dresden-Meißen. Erbaut wurde sie 1739 bis 1755 im Barockstil von Gaetano Chiaveri unter dem Kurfürsten Friedrich August II. von Sachsen. Weil sie die frühere Hofkirche des Residenzschlosses ist, verfügt sie über einen Übergang zu diesem. Auch die Katholische Hofkirche wurde 1945 weitestgehend zerstört und erst 1965 war der Wiederaufbau beendet.
Ebenfalls in Sichtweite liegt das vielleicht bekannteste Opernhaus Deutschlands, die Semperoper. Wie andere historische Gebäude wurde auch sie 1945 zerstört. Insgesamt gab es drei Bauten, der erste fiel einem Brand zum Opfer, der zweite dem Luftangriff von Dresden. Während bis 1955 Sicherungsmaßnahmen des Gebäudes durchgeführt wurden, gab es bis 1976 Studien über den Wiederaufbau.
1977 bis 1985 wurde die Semperoper unter der Leitung von Chefarchitekt Wolfgang Hänsch neu errichtet. Auf den Tag genau 40 Jahre nach Zerstörung wurde sie mit dem Stück “Der Freischütz” von Carl Maria von Weber eingeweiht (13. Februar 1985). Mit diesem Stück wurde die Semperoper am 31. August 1944 geschlossen. Während des Elbehochwassers 2002 entstand an ihr ein Schaden von 27 Millionen Euro.
Die Augustusbrücke überspannt die Elbe auf einer Länge von rund 390 Metern. Sie verbindet die Dresdner Alt- mit der Neustadt. Von 1945 bis 1990 war sie unter dem Namen Georgij-Dimitroff-Brücke, benannt nach einem bulgarischen Kommunisten. Einen Tag vor Ende des Zweiten Weltkrieges sprengten deutsche Truppen gut die Hälfte der Brücke weg, sodass diese ab 1949 wiederaufgebaut werden musste.
Wir gingen die Brühlschen Terrasse entlang, die parallel zur Elbe führt. Hier befinden sich weitere historische Häuser der Dresdner Altstadt, rechts im Bild die Sekundogenitur, in der Bildmitte die Hochschule für Bildende Künste Dresden.
Nicht im Bild und rechts neben der Sekundogenitur befindet sich das Ständehaus, welches früher einmal das Landtagsgebäude war und heute das Oberlandesgericht Dresden beherbergt. Die Sekundogenitur war früher die Kunstakademie, in der damals unter anderem der Maler Caspar David Friedrich oder auch Gottfried Semper wirkten. Heute befindet sich hier ein Café und Weinrestautrant (Vis-à-Vis), welche vom Dresdner Hilton-Hotel betrieben werden. Das Café ist dabei im Wiener Kaffeehausstil gehalten. Ein Tipp zum Probieren: die klassische Dresdner Eierschecke.
Auch dieses Gebäude blieb von den Bombardements nicht verschont und wurde 1964 wiederaufgebaut.
Zwischen Sekundogenitur und Kunstakademie befindet sich die Münzgasse. Sie ist Dresdens längste Gastronomie- und Flaniermeile. Hier gibt es viele Restaurants, Imbisse, Bars, Kneipen und in der Weihnachtszeit ist auch hier ein kleiner Weihnachtsmarkt aufgebaut.
Die Münzgasse befindet sich direkt zwischen der Brühlschen Terrasse und der Frauenkirche. In der Adventszeit ist sie sehr schön dekoriert und es riecht nach allerlei leckeren Sachen.
Von heißen Maronen über original Thüringer Rostbratwurst und Stollen bekommt man an den Ständen alles was man möchte.
Die 1764 gegründete Kunstakademie Dresden befindet sich direkt nebenan auf der Brühlschen Terrasse. Seit 1894 befindet sich die Kunstakademie in diesem Gebäude, welches 1991 saniert wurde. Im gleichen Zuge wurden 1945 zerstörte Gebäudeteile rekonstruiert.
Wir gingen wieder zurück Richtung Schloßplatz und St. Trinitatis. Das bereits erwähnte Sächsische Ständehaus mit dem Oberlandesgericht Dresden befindet sich am Anfang der Brühlschen Terrasse. Im Hintergrund der Kirchturm der Kathedrale St. Trinitatis.
Wir verließen die Brühlsche Terrasse und gingen Richtung Semperoper. Vom Theaterplatz blickten wir auf die Ostseite des Zwingers, einem Gebäudekomplex mit Gartenanlage. Es sollte der Vorhof eines neuen Schlosses sein, welches nach dem Gedanken von Kurfürst Friedrich August I. errichtet werden sollte. 1709 wurde mit dem Bau des Zwingers begonnen. Das Schlossvorhaben wurde jedoch nach seinem Tode 1733 aufgegeben.
Die Statue im Vordergrund zeigt das im Jahre 1889 von Johannes Schilling erschaffene Reiterstandbild von König Johan von Sachsen, im Hintergrund die Semperoper. Bei unserem Besuch war dort die Premiere des Balletts “Der Nussknacker von Peter I. Tschaikowsky.
In unmittelbarer Nähe zum Theaterplatz befindet sich das Grand Hotel Taschenbergpalais, welches von Kempinski betrieben wird. Bevor es zum Fünf-Sterne-Hotel wurde, stand es von 1945 bis 1992 als Ruine gegenüber vom Zwinger am jetzigen Standort. Für rund 128 Millionen Euro wurde es innerhalb von 3 Jahren zu einem Luxushotel umgebaut.
Wir gingen durch das südliche Eingangstor in den Zwinger, wo sich neben der Gemäldegalerie Alte Meister, dem Mathematisch-Physikalischem Salon und der Rüstkammer auch die Porzellansammlung befindet.
Der Name “Zwinger” kommt übrigens von aus dem Mittelalter und bezeichnet einen Festungsteil zwischen innerer und äußerer Befestigungsmauer.
Durch das Südtor verließen wir den Zwinger wieder und gingen am Taschenbergpalais vorbei wieder Richtung Philharmonie und Altmarkt.
Vorbei an einer Lacoste-Boutique und einer Niederlassung der Juwelier-Kette Leicht ging es am Grünen Gewölbe zurück zur Philharmonie und zum Altmarkt. Die Dämmerung setzte langsam ein und am Weihnachtsmarkt auf dem Altmarkt gingen die Lichter an.
Die Altmarkt-Galerie ist ein 2002 eröffnetes Einkaufszentrum mit vielen Geschäften, Boutiquen und Dienstleistern. Während der Weihnachtszeit findet vor dem Gebäude der berühmte Striezelmarkt statt.
Inmitten der vielen Buden erscheint das beleuchtete Kreuz der Kreuzkirche wie ein Wegweiser. Wir schoben uns langsam mit dem Strom durch die Menschenmenge und aßen an einem Stand eine Thüringer Rostbratwurst. Sehr zu empfehlen! Die Kreuzkirche ist mit mehr als 3.000 Sitzplätzen der größte Kirchenbau in Sachsen. Bereits um 1168 befand sich an dieser Stelle eine Basilika. Nach und nach wuchs die Kirche in die Höhe und wurde größer.
Im Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) wurde sie schwer beschädigt. Sie wurde neuaufgebaut und brannte im Jahre 1897 erneut aus. Wiederum erfolgte ein Wiederaufbau, bevor sie 1945 das dritte Mal zerstört wurde. 1946 bis 1955 erfolgte der letzte Aufbau, welcher bis heute Bestand hat.
Auf der anderen Seite angekommen wärmten wir uns in der dortigen Starbucks-Filiale auf, bevor wir zum Auto zurückgingen.
Ein letzter Blick auf die weihnachtlich geschmückte Altmarkt-Galerie und den Striezelmarkt.
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