Eltville – Rosenstadt am Rhein
Der letzte Samstag im August war ein Samstag mit gemischtem Wetter: bei uns in Nordhessen regnete es am Morgen, der Himmel war grau in grau und alles sah nach einem verregneten Tag aus. Eigentlich wollten wir kurz nach Wiesbaden herunter – nicht direkt ein Tagesausflug, eher ein Stundenausflug. Anlass war ein kurzer Werkstattaufenthalt bei dem Autohaus, wo wir unser Auto gekauft haben. Aus Garantie- und Verwaltungsgründen war es so einfacher, als zu einem der hiesigen Händler zu fahren.
Aber bevor wir etwas länger als zwei Stunden in eine Werkstatt fahren, um dort rund 20 Minuten zu warten, planten wir ein wenig herum und fuhren in das nicht weit von Wiesbaden entfernte Eltville am Rhein. Eine gute Idee, wie sich später herausstellte.
Auf Eltville gekommen sind wir übrigens durch den Reisebericht “Eltville am Rhein – Urlaub kann so nah sein” von Jana – Danke für die Anregungen :-) Kurz bei Google Maps geschaut wie weit das Rheingau-Städtchen von Wiesbaden entfernt ist, schon war die Entscheidung gefallen.
Der Kurzausflug
Kaum auf dem Parkplatz direkt am Rheinufer angekommen und schon am Wasser: der kostenlose Parkplatz in der Nähe des Freibades überzeugt nicht nur mit wundervollem Blick auf den Rhein.
An diesem sonnigen Samstag war viel los am Rheinufer. Nicht nur an Land, auch auf dem Rhein fuhren die Binnenschiffer mit ihren beladenen Booten rheinabwärts. Die Bäume gegenüber stehen auf der Mariannenaue, einer Binneninsel im Rhein. Sie ist rund 68,5 Hektar groß und trägt ihren Namen nach der Prinzessin Marianne von Oranien-Nassau, die das auf der Aue stehende Schloss Reinhartshausen 1855 erwarb und dort bis zu ihrem Tode 1883 lebte. Heute werden hier auf rund 23 Hektar Wein angebaut.
Begibt man sich Richtung Eltville, so kommt man an der Rheinpromande an vielen prächtigen Villen vorbei. “Eltville” hat seinen Ursprung im Lateinischen und bedeutet “hoher Hof” oder “höher gelegene Stadt”. Die Stadt ist mit rund 17.700 Einwohnern die größte im Rheingau und nennt sich Wein-, Sekt- und Rosenstadt.
Wir gingen vom Parkplatz aus weiter in Richtung der Rheinpromenade von Eltville. Die Wellen, die das Ufer erreichten, waren hier noch recht klein.
Obwohl es noch rund 800 Meter bis zum Ort sind, kam uns die Strecke überhaupt nicht so weit vor – der Rhein hatte uns in seinen Bann gezogen.
Allem Anschein nach der Wasserstand schon ein wenig gesunken und gab so manche “verschollene” Fundstücke frei: in diesem Fall einen Wasserkanister, einen Eimer sowie eine kleine Karre.
Weiter am Ufer entlang: Wohnen in bester Lage – sogar mit Palmen auf der Terrasse. Hier lässt es sich wirklich aushalten…
Nicht weit entfernt war eine Treppe zum Wasser im Ufer eingelassen. Entlang der Promenade befinden sich in regelmäßigen Abständen Sitzbänke – viele waren allerdings nicht mehr frei. Der Wind war recht stark, aber bei 27°C war es trotzdem schön angenehm und wir konnten es gut aushalten. Wir setzten uns aber nicht auf eine der Bänke, sondern auf die untersten Stufen der Treppe. Dort hielten wir uns rund 20 Minuten auf und beobachteten das Treiben auf dem Rhein.
Wellen brechen sich an den vorhandenen Steinen – fast schon mit “Nordsee-Niveau”.
Die “Anroma II” (Baujahr 1999, Länge 87,00m, Breite 11,45m, Tiefgang 3,75m, Tonnage 2000t) passierte uns mit diversen Containern.
Die Treppen befinden sich fast genau bei Rheinkilometer 511,6. Während vor uns die Binnenschiffe vorbeifahren, fliegen hinter uns die gestarteten Flugzeuge aus Frankfurt am Himmel entlang – im Bild eine Boeing 747.
Wir stiegen die Treppen wieder hinauf und setzten unseren Spaziergang Richtung Eltville fort. Auf dem Weg dorthin ein schönes Haus im Grünen.
Ebenfalls direkt am Rhein liegt die “Villa G.H. von MUMM” – groß angekündigt vom Schriftzug “Matheus Müller”. Matheus Müller war ein deutscher Sektfabrikant, der von 1771 bis 1847 lebte. Geboren und gestorben ist er in Eltville, wo er mit dem Weinhandel begann. Zur Matheus Müller Sektkelterei gehört die Sektmarke MM Extra, die mittlerweile zu Rotkäppchen-Mumm gehört.
Mensch und Natur im Einklang: während sich die Enten und Schwäne bereitwillig füttern lassen, gehen die Binnenschiffer ihrem Broterwerb nach.
Aus dem Flussbett hat man einen schönen Blick auf die “Eltviller Skyline”: die Platanenallee am Platz von Montrichard, dem Kirchturm der katholischen Pfarrkirche St. Peter und Paul, der Eltzer Hof sowie der 24 Meter hohe Wohnturm der Kurfürstlichen Burg Eltville.
Aus dem Flussbett gingen wir den Aufgang wieder hinauf, wo uns das “Weinhaus Krone” begrüßte – eines der zahlreichen Fachwerkhäusern in der Stadt.
Entlang der Platanenallee ging es in Richtung Anleger und Kurfürstlicher Burg. Im Schatten sitzen einige Touristen und genießen das angenehme Wetter mit Blick auf den Rhein, der insgesamt 865 Kilometer lang durch Deutschland fließt.
Ebenfalls am Platz von Montrichard befindet sich das Kriegerehrenmal, welches den deutschen Teilnehmern am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gewidmet ist. Es wurde 1832 eingeweiht und wurde nach Plänen von Alexander Calandrelli gefertigt. Auf vier Seitenplatten stehen die Namen der Gefallenen. Insgesamt ist die Figur 3,50 Meter hoch.
Montrichard ist eine Partnerstadt von Eltville, daher der Name des Platzes, der sich nicht weit entfernt von der Kurfürstlichen Burg befindet.
Direkt am Ufer befindet sich der “ANLEGER 511“, ein Ausflugslokal am Anleger der Schiffe der Köln-Düsseldorfer-Rheinschifffahrt. Bei schönstem Wetter setzten auch wir uns auf die Außenterrasse und hatten einen schönen Blick aufs Wasser. Das Ambiente im 511 ist klasse, die Speisekarte überzeugt mit frischen und ausgewählten Spezialitäten. Kein Wunder, dass der “ANLEGER 511” vom Gault Millau vorgeschlagen wird. Die Preise sind entsprechend etwas gehobener, aber noch im Rahmen. Wir hatten eine Traubensaftschorle direkt vom Winzer und Rote Grütze mit Vanilleeis – inklusive frischer Luft und Blick auf den Rhein und Rheinland-Pfalz – das gegenüberliegende Ufer.
Wir schlenderten hinüber zur Kurfürstlichen Burg von Eltville. Rund um den Vorplatz sind verschiedene Rosenarten gepflanzt – manche blühen noch, manche sind schon verblüht. Schön anzusehen auf jeden Fall. Ganz leicht konnte man noch einen Rosenduft erahnen.
Der Namensgeber für das Lokal: Rheinkilometer 511, zusammen mit dem 24 Meter hohen Wohnturm – direkt am Ufer, geschmückt von Rosen.
Zu unserer Überraschung gibt es auch hier den Brauch mit den Liebesschlössern – ebenso wie in Köln und auf Langeoog. Zwar ist er nicht so ausgeprägt wie in Köln, aber die Aussage ist dieselbe: für immer zusammenbleiben.
Die folgende Szene könnte auch auf dem Edersee stattgefunden haben: zwei Segelschiffe unterwegs auf dem Rhein – eins im Schatten, eins in der Sonne. Das Ufer gegenüber gehört schon zu Rheinland-Pfalz und ist die Königsklinger Aue.
Das Herrenhaus auf der Königsklinger Aue, gesehen vom Vorhof der Kurfürstlichen Burg in Eltville. Die Binneninsel ist doppelt so groß wie die Insel Mainau im Bodensee. Heute ist die Insel ein Naturschutzgebiet für seltene wildlebende Tierarten sowie -wachsender Pflanzenarten.
Eltville wird zu Recht als “Rosenstadt” bezeichnet – als Beweis eine der Rosen aus dem Vorhof der Burg.
In der Stadt mit rund 17.700 Einwohnern herrscht auch ein wenig internationales Flair – aber auch nur, weil die Flugzeuge hier zum Frankfurter Flughafen herüber fliegen. Ein Airbus A330 der Fluglinie Air Canada überfliegt das idyllische Städtchen.
Langsam aber sicher machten wir uns wieder auf den Rückweg zum Auto. Mit einem letzten Blick in die Martingasse verabschiedeten wir uns aus dem Ort…
…verabschiedeten uns vom Wasser…
…sowie vom schönen Ausblick rheinabwärts, der uns ein wenig von Fernweh träumen ließ. Der Rheingau hat uns zumindest so gut gefallen, dass wir für nächstes Jahr eventuell einen Urlaub in dieser Gegend planen.
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