Hamburg – maritime Metropole
Von der Ostsee an die Elbe – eigentlich nur ein kleiner Sprung, doch mit großen Unterschieden. Vor allem dann, wenn man aus dem kleinen beschaulichen Großenbrode in die pulsierende Metropole Hamburg fährt. Zwar gibt es auch hier Schiffe und die Seefahrt spielt eine große Rolle, aber alles ist deutlich größer als das, was wir bisher gesehen haben. Gigantisch! Ein maritimer Spaziergang entlang des Hamburger Hafens mit romantischem Ende.
04. Oktober 2012
Nachdem wir die beleuchtete Hafenlandschaft Heiligenhafens hinter uns gelassen haben und abends noch einmal den Kamin angemacht hatten, sollte es am nächsten Tag für uns früh raus gehen.
Wir mussten noch ein wenig die Ferienwohnung aufräumen und Müll rausbringen, den Kamin säubern und natürlich die Koffer im Auto verstauen. Der erste Teil unseres Urlaubs war vorbei. Aber nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub und so ging es für uns gleich weiter nach Hamburg. In der Hansestadt an der Elbe haben wir für zwei Übernachtungen das Rilano-Hotel gebucht, da das “Venedig des Nordens” auch auf unserer Rückreiseroute lag.
Mit gemischen Gefühlen – einerseits war der Urlaub vorbei, andererseits ging er ja noch weiter – verließen wir gegen 10.30 Großenbrode und steuerten mit kurzem Frühstücksstopp in Heiligenhafen Richtung Großstadt. Der Verkehr auf der A1 war durchschnittlich, es gab zunächst keine größeren Probleme und der mobile Blitzer Höhe Lübeck löste auch nicht aus . Erst kurz vor Hamburg standen wir längere Zeit im Stau, so dass wir rund 45 Minuten Zeit verloren. Kurz vor Finkenwerder standen wir erneut in einem Stau, da die Ampel immer nur kurze Grünphasen anbot und es mehrere Anläufe brauchte, bis wir ganz vorne standen. Machte aber nichts, unser Hotelzimmer wartete erst ab 14.00 Uhr auf uns.
Wir erkundeten unser Zimmer erst einmal ausgiebig und erholten uns vom Stau, in dem wir noch kurz zuvor gestanden haben. Alleine schon der unverbaute Ausblick auf die Elbe, die nur wenige Meter entfernt ist, war Erholung genug. Die Berufsschifffahrt brachte Güter nach Hamburg oder in die weite Welt hinaus – wie die “Thetis D” (Länge 168m, Breite 26m, Tiefgang 9,00m, Baujahr 2009), die soeben vom Lotsenboot verlassen wurde.
Sie erwartete allerdings kein besonders schönes Wetter, der Blick von unserem Hotelzimmer Richtung Hafen(City) mit einem Teil des Gebäudes von Aerotec Engineering zeigte trübe Aussichten.
Sollte unser Kurzaufenthalt in Hamburg etwa verregnet und diesig werden? Wir hofften nicht, und mit der “Emotion” (Länge 170,15m, Breite 25,00m, Tiefgang 9,50m, Baujahr 2008) hofften wir das beste für den restlichen Tag.
Während wir uns erholten verfolgten wir den regen Schiffsverkehr im Hamburger Hafen und auf der Elbe direkt vor unserem Fenster. Dazu schlossen wir den Laptop an das kostenlose LAN an und informierten uns via marinetraffic über die Ankünfte und Abfahrten großer Schiffe. Als besonderes Schmankerl lag die AIDAblu am Kai vor Altona und sollte am Abend gegen 21 Uhr den Hafen verlassen.
Zunächst aber machte uns der Laptop auf das an diesem Tag längste Frachtschiff aufmerksam, die “CMA CGM Rossini” (Länge 277,00m, Breite 40,00m, Tiefgang 13,00, Baujahr 2004).
Aber nicht nur die Nähe zur Elbe war (neben des Hotelarrangements) ausschlaggebend: als Luftfahrtinteressierter passte das Hotel perfekt zur räumlichen Nähe der Airbus-Niederlassung in Finkenwerder. Die Einflugschneise lag dabei in perfekter Sichtweite von unserem Zimmer aus. Hier befindet sich das Transportflugzeug von Airbus, die Beluga (F-GSTB, c/n 751, Läge 56,15m, Spannweite 44,84m, Höhe 17,24m, Nutzvolumen 1.400m³, Auslieferungsdatum 1996), im Landeanflug über der Elbe.
In der Zwischenzeit klarte es ein wenig auf, und der Blick in den Hafen drang schon weiter vor als noch rund eine Stunde früher. Links im Bild die AIDAblu, die am Abend Richtung Le Havre in Frankreich auslaufen sollte.
Wir nutzten also die Gunst der Stunde, packten unsere HamburgCard (die beim Hotelarrangement inklusive war) und Kamera ein und gingen zum nahegelegenen Anleger “Rüschpark”. Von dort aus fuhren wir mit der Linie 64 erst zur Haltestelle “Finkenwerder”, wo wir in die Linie 62 Richtung “Sandtorhöft” umstiegen.
Die Linie 62 wird von einigen als kostengünstige Hafenrundfahrt empfohlen, und wir konnten das bestätigen. Vorbei am Dockland Bürohaus…
…und der AIDAblu (Länge 253,33m, Breite 32,30m, Tiefgang 7,30m, max. 2500 Passagiere, Übernahme 2010) schipperten und schaukelten wir Richtung Landungsbrücken – unserer Endstation. Die AIDAblu besitzt mit einer Breite von 21 Metern den größten Kussmund der AIDA-Flotte und hat eine eigene Brauerei an Bord (Hövels aus Dortmund).
Die Fischauktionshalle am Altonaer Fischmarkt, welche 1895-1896 erbaut wurde. 1984 wurde sie renoviert und steht seitdem für Veranstaltungen zur Verfügung. Der Heinrich-Hertz-Turm (aka Fernsehturm) kann leider nicht bestiegen werden, wie es in anderen Großstädten (Düsseldorf, Berlin)
Kurz nach dem Ablegen kommt der Alte Elbtunnel (rechts im Bild) näher und markiert unsere Haltestelle zum Aussteigen: die Landungsbrücken.
1839 wurde an dieser Stelle der erste Schiffsanleger gebaut. Damals befand sich die Stelle noch am Hafenrand, da man die großen kohlebetriebenen Dampfer aus Sicherheitsgründen nicht näher in der Stadt haben wollte. 1907 entstanden die jetzigen Landungsbrücken, die aus schwimmenden Pontons bestehen und über Brücken mit dem Festland verbunden sind. Ursprünglich beendeten die großen Schiffe der Überseelinien ihre Reise hier, so dass der Anleger den Namen Landungsbrücken erhielt.
Ihren letzten Liegeplatz an den St. Pauli-Landungsbrücken hat auch die “Rickmer Rickmers” (Länge 97,00m, Breite 12,19m, Tiefgang 6,00m, Baujahr 1896) gefunden. Sie wurde nach ihrem Stapellauf als Frachtschiff eingesetzt. Als das Segelschiff in einem Sturm ein Segel verlor, wurde es von einem Vollschiff zu einer Bark umgebaut und in “Max” umbenannt. Die folgenden Jahre transportierte es Kohle und Salpeter und pendelte zwischen Südamerika sowie Europa.
Während des Ersten Weltkrieges ging es vor dem Gebiet der neutralen Azoren vor Anker, wurde jedoch später von Portugal konfisziert. Eine weitere Umbenennung in “Flores” folgte und von nun an wurden Kriegsgüter für Großbritannien auf das Schiff geladen. Seit 1924 diente die ehemalige “Rickmer Rickmers” Portugal als Segelschulschiff und hieß fortan “Sagres”. Ab 1962 lag es dann als Depotschiff in einem Marinehafen bei Lissabon und trug den Namen “Santo André”.
Erst 1983 kam das Schiff in schlechtem Zustand zurück nach Hamburg, wo der Verein “Windjammer für Hamburg” es restaurieren ließ und die Öffentlichkeit die “Rickmer Rickmers” seitdem als Museumsschiff besuchen kann.
Der Himmel färbte sich im Westen zunehmend dunkler, sodass wir nach kurzer Erkundung der Umgebung Richtung Alten Elbtunnel liefen – immer im Ohr: die lauthals angekündigten Abfahrtszeiten von Barkassenkapitänen und -mitarbeitern. Über der Elbphilharmonie sind die Wolken noch nicht ganz so dunkel, obwohl das Projekt statt 2010 wohl erst 2014/2015 fertiggestellt werden kann. 2011 wurden die Baukosten für die Stadt Hamburg auf mittlerweile 476 Millionen Euro veranschlagt, obwohl anfangs “nur” 77 Millionen Euro geplant waren.
Nach Abschluss der Bauarbeiten soll es auf 120.000m² Geschossflächen Konzertsäle, ein Hotel, Gastronomiebereiche, Eigentumswohnungen sowie eine öffentlich zugängliche Plattform geben.
Der Alte Elbtunnel wurde zwischen 1907 und 1911 zur Entlastung des Verkehres auf der Elbe gebaut. Hamburg befand sich im Wachstum und verlagerte sich mehr und mehr auf die andere Seite des Flusses. Um den Schiffsverkehr auf dem Wasser nicht durch kreuzende Fähren zu stören, wurde der St. Pauli Elbtunnel geplant und gebaut. Mit einer Länge von 426,5 Metern verbindet er die Landungsbrücken mit der Elbinsel Steinwerder und verläuft in einer Tiefe von 24 Metern unter der Oberfläche.
Seine Besonderheit liegt in den Aufzügen, mit denen Füßgänger, Radfahrer sowie Autos in beziehungsweise aus dem Tunnel herauskommen. Auf Rampen wurde beim Bau verzichtet.
Wir kehrten wieder zurück an die Oberfläche und machten uns auf den Weg herüber Richtung Überseebrücke und dem Museumsfrachtschiff “Cap San Diego“. Im Osten sind noch die Regenwolken zu sehen, die uns zu einer kurzen Pause im Eingangsbereich des Alten Elbtunnels zwangen. Nach wenigen Minuten hörte es jedoch auf und wir liefen auf der oberen Ebene der Landungsbrücken weiter.
Wir hatten es ja kaum für möglich gehalten: aber auch in Hamburg gilt das Sprichtwort “auf Regen folgt Sonnenschein”. Die “Cap San Diego” (Länge 159,40m, Breite 21,40m, Tiefgang 8,44m, Stapellauf 1961) ist der weltweit größte fahrtüchtige Museumsfrachter und das letzte von sechs Stückgutfrachtern der Reederei Hamburg Süd, die damit bis 1981 vorwiegend nach Südamerika fuhr. Mindestens einmal im Jahr verlässt der Frachter seinen Liegeplatz an der Überseebrücke für Fahrten nach Kiel oder auf den Nord-Ostsee-Kanal.
In der HafenCity wird es bald neben dem Hanseatic Trade Center, einem Bürokomplex mit 105 Metern Höhe, noch ein weiteres großes Gebäude geben: die Elbphilharmonie.
Langsam setzte schon das schöne, warmrote Abendlicht ein. Es war rund eine Stunde vor Sonnenuntergang und wir suchten eine Gelegenheit zum Essen, da unser Mittagessen aus einer Pizzastange sowie einem belegten Brötchen vom späten Vormittag aus Heiligenhafen bestand. An der Überseebrücke befindet sich ein Restaurant und Bistro – da wir Hunger auf etwas schnelles hatten, entschieden wir uns nur für das Bistro im Erdgeschoss.
Während unser Essen zubereitet wurde, schauten wir uns ein wenig um. Ein Blick auf die Kasse zeigte “16,00 €”. Kurz zuvor war eine vierköpfige Familie hier gewesen und hatte etwas bezahlt. Doch die mussten wohl einen anderen Betrag zahlen, denn für eine “große Currywurst mit Pommes Frites” wurden happige 6,00 € berechnet. Zusammen mit einem Glas Fanta für 4,00 € kamen wir also auf den angezeigten Preis. Leider war das Essen alles andere als groß…
Die aufgewärmte Wurst schmeckte immerhin, dennoch fanden wir den Preis deutlich überzogen. Dafür war die Aussicht im Hafen mit dabei und die Mietkosten sind bestimmt auch nicht ohne..
Von der langsam sinkenden Sonne wurde auch die Speicherstadt angestrahlt, die hinter einigen Segelmasten und Brücken mit ihren Backsteinbauten zu sehen ist.
Ein Blick in Richtung Westen versprach kaum Wolken, so dass wir uns auf der oberen Ebene der Landungsbrücken positionierten und auf den Sonnenuntergang warteten. Ob ein solches Naturereignis in Hamburg eine Seltenheit ist? Wir wissen es nicht, aber der kleine Menschenauflauf, der wie wir das Versinken hinter den großen Hafenanlagen fotografierte, ließ uns so etwas in der Richtung vermuten. Gelohnt hat es sich in jedem Fall.
Letztendlich stieg ich auf eine Bank und fotografierte von hier aus über die Köpfe einer Schulklasse hinweg.
Nachdem die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war und einen herrlich orangenen Himmel zurückließ, gingen wir zurück zur Anlegestelle der Linie 62 und fuhren zurück ins Hotel.
Dort verfolgten wir auf dem Radar gespannt den Ablegevorgang der AIDAblu und die langsame Vorbeifahrt mit Begrüßung und Lasershow auf dem Deck des Kreuzfahrtschiffes – sah schon sehr imposant aus.
Ein kurzes “Video” vom Auslaufen aus dem Hamburger Hafen gibt es im Fotoprojekt “seven (holi)days in fall” zu sehen – bei 1:10 Minuten.
Schon bald danach fielen wir müde ins Bett und freuten uns auf den nächsten Tag – der leider spontan umgeplant werden musste.
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