Hamburg – Stadt der Kontraste

Hamburg bietet nicht nur eine schöne Architektur, auch viele und interessante Museen und Ausstellungen finden sich hier. Gerade die Speicherstadt bietet mit ihren großen Häusern genügend Platz für Exponate. So kam es, dass wir uns vor dem Regen in Sicherheit brachten und spontan ins Miniatur Wunderland gingen, mit einer Mietfläche von 6.400m² wohl eines der größten Anrainer in der Speicherstadt. Nach einem kurzen Besuch auf der sündigsten Meile der Welt ging es zurück ins Hotel.

Der Tag begann grau in grau mit Regen und geringer Sichtweite und war damit das komplette Gegenteil vom schönen Sonnenuntergang tags zuvor. Windig, kalt und nass – willkommen im Hamburger Herbst. Neugierig wie wir nun einmal waren, blickten wir die Elbe hinauf und hinab: von Hamburg war so gut wie nichts zu sehen. Dafür bahnte sich aus Richtung Nordsee etwas großes seinen Weg durch das Wasser: die CSCL Star (Länge 366,07m, Breite 51,20m, Tiefgang 15,50m, Baujahr 2010) der China Shipping Line um kurz vor 7:00 Uhr.

Die "CSCL Star" auf der Elbe vor Finkenwerder

Die “CSCL Star” auf der Elbe vor Finkenwerder

Am 23. Februar 2011 lief das riesige Containerschiff Hamburg zum ersten Mal an und war das bis dahin größte Schiff, welches den Hamburger Hafen angelaufen hatte. Ausschlaggebend war die Transportkapazität von 14.074 Containern (TEU = Twenty-foot Equivalent Unit).

Wir verließen unser Hotelzimmer und frühstückten beim ausgiebigen Buffet, in der Hoffnung auf Wetterbesserung. Dennoch wurde und wurde es nicht klarer, auch nicht als eine zweite Beluga (F-GSTC mit “Think Mobility”-Schriftzug) einschwebte.

Im Anflug auf das Airbus-Gelände direkt an der Elbe

Im Anflug auf das Airbus-Gelände direkt an der Elbe

In der Hoffnung auf etwas Flug- oder Rollverkehr auf der nahegelegenen Airbus-Factory in Finkenwerder fuhren wir rund 3,5 Kilometer bis zum für Planespotter und Luftfahrtinteressierte aufgeschütteten Besucherhügel neben der Start- und Landebahn. Zunächst warteten wir bei mäßigem Regen im Auto, bis am “Horizont” Lichter durch die tiefe Wolkendecke schimmerten. Von rund fünf bis sechs ebenfalls dort Ausschau haltenden Autofahrern sprangen wir als einzige raus in den hanseatischen Herbstregen, die Kamera gut geschützt.

Schließlich landete ein Airbus A320 der amerikanischen Billigfluggesellschaft JetBlue, die noch unter der Werksregistrierung D-AUBC flog. Das zukünftige Kennzeichen des Flugzeugs wird N807JB sein. JetBlue ist die viertgrößte Billigairline der Welt und verfügte im März 2013 über 173 Flugzeuge. Die Lufthansa ist seit Januar 2008 mit 19% am amerikanischen Anbieter beteiligt.

D-AUBC (N807JB) der JetBlue Airways aus den USA

D-AUBC (N807JB) der JetBlue Airways aus den USA

Zurück im Auto warteten wir noch einige Minuten ab, aber durch die langsam beschlagenden Scheiben und den stetigen Regen traute sich kein weiteres Flugzeug mehr aus den Wolken oder den Hangars hinaus. In Finkenwerder gibt es nur inoffizielle Flugpläne, einfach auf gut Glück hinfahren kann und wird sich (irgendwann) lohnen.

Wir fuhren also zurück in Hotel, trockneten uns kurz ab und planten den Tag. Für Outdooraktivitäten wie Sightseeing passte das Wetter überhaupt nicht, also verlagerten wir unseren Tagesablauf nach drinnen – und was ist dafür besser geeignet als das weltbekannte Miniatur Wunderland? Rasch im Internet zwei Tickets reserviert (sehr zu empfehlen, die Wartezeit betrug hier bereits 30 Minuten – ist halt schlechtes Wetter und Hamburg hatte Herbstferien), kurz frisch gemacht und die Fähre genommen.

Doch die ließ noch einige Zeit auf sich warten. Zum Glück war der Ponton teilweise überdacht, so dass wir im “Trockenen” stehen konnten. Auf der Elbe ließen sich die Frachtschiffe (links: “Finnlandia” (Länge 134m, Breite 22m, Tiefgang 7,50m, Baujahr 2004), rechts die “CMA CGM Amerigo Vespucci” (Länge 365,50m, Breite 51,20m, Tiefgang 15,20m, 18380 TEU, Baujahr 2010)) nicht vom schlechten Wetter irritieren und konnten nur wenig Farbe in den grauen Freitag bringen.

"Finnlandia" und "CMA CGM Amerigo Vespucci"

“Finnlandia” und “CMA CGM Amerigo Vespucci”

Mit der Fähre fuhren wir zunächst nach “Finkenwerder”, stiegen um und schipperten Richtung Endhaltestelle “Sandtorhöft”. Von dort aus noch ein paar Minuten zu Fuß weiter und schon sollten wir da sein. Soweit der Plan, die Realität sah etwas anders aus: bei etwas weniger gewordenem Regen liefen wir durch die Speicherstadt, hofften auf einen Wegweiser zum “Miniatur Wunderland” und fanden nach kurzer Suche zumindest das “Hamburg Dungeon“, welches direkt neben unserem Ziel liegt.

Wir waren zwar etwas über unserem gebuchten Zeitfenster und hatten von der Reservierung keinen Ausdruck anfertigen können, aber der in der Mail angegebene Pin-Code konnte ebenfalls als Bestätigung verwendet werden. Mittlerweile war die Warteschlange für Spontanbesucher auf über 70 Minuten angestiegen – ohne Reservierung wären wir enttäuscht gegangen.

Aktuell verfügt das Miniatur Wunderland über eine Mietfläche von 6.400m², davon sind 1.300m² reine Modellfläche. Acht Abschnitte (Mitteldeutschland, Knuffingen, Österreich, Hamburg und Küste, Amerika, Skandinavien, Schweiz und Knuffingen Airport) sind fertig, Italien, Frankreich, England und Afrika sind in der Planung. Die Gesamtgleislänge in der Anlage beträgt rund 13.000m – 13 Kilometer! Ein Besuch lohnt sich in jedem Fall, und ganz wichtig: reservieren.

Nicht nur die technischen Details machten uns sprachlos, auch die vielen kleinen Details. Seht selber!

Die Kirmes bei Tag...

Die Kirmes bei Tag…

...und bei Nacht

…und bei Nacht

Auch die Bauarbeiter müssen in der Nacht arbeiten und beleuchten ihre kleine Brückenbaustelle.

Blick über das Tal

Blick über das Tal

Mittlerweile ist es wieder Tag geworden und wir begeben uns zur Stelle im Bach, wo eine Wasserleiche angespült wurde. Polizei und Notarzt sind schon vor Ort, auch die Feuerwehr ist bereits an der Einsatzstelle eingetroffen, wie der Blick aus dem “Rettungshubschrauber” zeigt.

Einsatzstelle aus der Luft

Einsatzstelle aus der Luft

Nicht weit vom Einsatzort entfernt, in der Nähe eines Campingplatzes, hat es sich ein Liebespaar gemütlich gemacht – vom “Hubschrauber” aus lässt es sich aber nicht weiter stören, ebenso wenig wie der Wildpinkler.

Liebespaar im Sonnenblumenfeld

Liebespaar im Sonnenblumenfeld

Ein paar “Kilometer” weiter entfernt ist ein ICE der Deutschen Bahn unterwegs und verschwindet im Berg, vor den Toren einer alten Burg.

ICE der Deutschen Bahn

ICE der Deutschen Bahn

Mittlerweile neigte sich der Tag wieder dem Ende zu und auch auf dem Bahnhof kehrt Ruhe ein.

Die Nacht legt sich über den kleinen Bahnhof...

Die Nacht legt sich über den kleinen Bahnhof…

Früh am Morgen wird der “Rettungshubschrauber” wieder zum Einsatz gerufen: ein Porsche-Fahrer hat an einer kleinen Kreuzung die Kontrolle verloren und ist frontal gegen einen Baum gefahren. Mittels hydraulischem Rettungsgerät ist der Fahrer aus dem Auto befreit worden und an den bodengebundenen Rettungsdienst übergeben worden. “Wir” befinden uns im Landeanflug auf die Einsatzstelle.

Verkehrsunfall: PKW gegen Baum

Verkehrsunfall: PKW gegen Baum

Der weitere Tag verläuft unspektakulär und wir wandern entlang der Bahnstrecken durch grüne Wälder, treffen viele Menschen auf den Wanderwegen und kommen an einer Zeche vorbei – wo die Mitarbeiter allerdings streiken. Zur blauen Stunde sind wir noch immer unterwegs und unser Tag neigt sich langsam dem Ende zu, nur die Arbeiter in der nahegelegenen Fabrik müssen noch arbeiten.

Blaue Stunde im Industriegebiet

Blaue Stunde im Industriegebiet

Auch im Büromöbel-Zentrallager herrscht nachts keine Ruhe – ein Kunde wartet am nächsten Tag auf seine neue Einrichtung.

Nachtschicht im Büromöbel-Zentrallager

Nachtschicht im Büromöbel-Zentrallager

Von Knuffingen ist es nur ein kleiner Sprung in das große Bergmassiv der Alpen – die Schweiz lässt grüßen!

Schweizer Alpen

Schweizer Alpen

Bereit für Après Ski: das kleine Dorf in der Schweiz im Miniatur Wunderland

Bereit für Après Ski: das kleine Dorf in der Schweiz im Miniatur Wunderland

Aus den Alpen ging es zurück nach Deutschland – Knuffingen Airport, ein detailgetreuer Nachbau des Flughafens Hamburg-Fuhlsbüttel. Im nahegelegenen Radisson Blu Hotel Hamburg Airport haben wir 2010 schon eine Nacht verbracht.

Knuffingen Airport

Knuffingen Airport

Knuffingen Airport at night

Knuffingen Airport at night

Boeing 777-328ER der Air France (F-GSQI) beim Take-Off

Boeing 777-328ER der Air France (F-GSQI) beim Take-Off

Eines unserer Lieblingsabschnitte sind die Vereinigten Staaten von Amerika – bunt, weit, leuchtend – amerikanisches Flair ist überall zu spüren. Vor allem Las Vegas mit all seinen blinkenden und illuminierten Gebäuden ist nachts ein toller Anblick.

Mount Rushmore

Mount Rushmore

Grand Canyon

Grand Canyon

Glitzerstadt Las Vegas

Glitzerstadt Las Vegas

Aus der Neuen Welt zurück in die Alte Welt – nach Skandinavien. Vorbei das warme Wüstenwetter, jetzt herrscht wieder Kälte mit viel Schnee und Eis.

Verschneiter Bahnhof in Nordeuropa

Verschneiter Bahnhof in Nordeuropa

Nicht alles ist so verschneit, die Fjorde sind mit ihrem kristallklaren Wasser gut zu erkennen – und saftig grün.

Fjord im Skandinavien-Abschnitt

Fjord im Skandinavien-Abschnitt

Im großen Hafen liegen die AIDAblu und auch die Cap San Diego – beide bekannt aus unserem ersten Reisebericht aus Hamburg, als die Schiffe noch in natura und in voller Länge im Hafen lagen. Im kleinen Werftbereich dagegen sind die Arbeiter mit der Reparatur deutlich kleinerer Boote beschäftigt.

Schiffe an Land: Wartungs- und Reparaturarbeiten

Schiffe an Land: Wartungs- und Reparaturarbeiten

Nachdem auch in Skandinavien die Nacht herein gebrochen war, ging es für uns zurück nach Deutschland: Hamburg war das letzte Ziel auf unserer kleinen Weltreise.

Hamburg im Miniatur Wunderland

Hamburg im Miniatur Wunderland

Köhlbrandbrücke

Köhlbrandbrücke

Nachts ist in einer Großstadt wie Hamburg immer etwas los – nicht nur partytechnisch, auch pyrotechnisch ist häufig die Feuerwehr im Einsatz, um die Flammen zu löschen. Hier beim Großbrand eines Altbaus.

Großbrand im Miniatur-Hamburg

Großbrand im Miniatur-Hamburg

Auch der Rettungsdienst wird in der Regel von der Berufsfeuerwehr Hamburg durchgeführt, aber auch Hilfsorganisationen betreiben Rettungswachen. Den Einsatz beim Hauptbahnhof hat allerdings die Feuerwehr bekommen.

Notfall im Hauptbahnhof Hamburg

Notfall vor dem Hauptbahnhof Hamburg

Damit verabschiedeten wir uns nach gut drei Stunden Aufenthalt in einer kleinen und fremden Welt im Miniatur Wunderland wieder und kehrten zurück nach draußen. Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen und wir konnten uns ein wenig dem Sightseeing im Real Life widmen.

Los ging es mit der Speicherstadt, dem größten auf Eichenholzpfählen gebauten Lagerhauskomplex der Welt. 1883 begannen die Bauarbeiten, 1888 wurde der erste Abschnitt fertiggestellt. 26 Hektar groß ist das Gelände der Speicherstadt. Irgendwo hier spielen auch die Geschichten der Pfefferkörner vom NDR – wobei die erste Staffel mit Fiete und Co noch am besten war.

Speicherstadt Hamburg

Speicherstadt Hamburg

Direkt anschließend an die Speicherstadt befindet sich die HafenCity, ein neuer Stadtteil in Hamburg. Bis Mitte der 2020er Jahre soll es hier Wohnmöglichkeiten für bis zu 12.000 Personen geben – und 40.000 Arbeitsplätze, die vor allem in Büros geschaffen werden sollen. Entsprechend modern sind die Häuser gestaltet, die uns architektonisch sehr gut gefallen haben und einen krassen Kontrast zu den alten Schiffen im dortigen Traditionsschiffhafen bilden.

Hamburg HafenCity mit Traditionsschiffhafen

Hamburg HafenCity mit Traditionsschiffhafen

Moderne Architektur im neuesten Hamburger Stadtteil

Moderne Architektur im neuesten Hamburger Stadtteil

Das wohl größte und auch teuerste der modernen Gebäude in der HafenCity dürfte mit Abstand die Elbphilharmonie sein – mit mittlerweile rund 476 Millionen Euro Baukosten.

Elbphilharmonie Hamburg

Elbphilharmonie Hamburg

Blick vom Kaiserkai auf die Elbphilharmonie

Blick vom Kaiserkai auf die Elbphilharmonie

Vom Kaiserkai aus gingen wir im mittlerweile merklich dunkler werdenden Hamburg Richtung Anlegestelle “Sandtorhöft”, wo die Fähre der Linie 62 bereits wartete. Wir beeilten uns mit dem Einsteigen, doch zwei bis drei Minuten hätten wir noch gehabt, bevor wir vom Anleger ablegten.

Ein Blick auf die Uhr und die Karte ließ uns noch Zeit für einen Abstecher. Von den Landungsbrücken stiegen wir die Treppen zum Hotel Hafen Hamburg hinauf. Von dort hat man einen schönen erhöhten Blick auf das Hafengelände sowie die Landungsbrücken.

Elbphilharmonie, "Cap San Diego" und Pegelturm

Elbphilharmonie, “Cap San Diego” und Pegelturm

Parallel zur Helgoländer Allee durchquerten wir eine kleine Grünanlage, hielten uns am Zirkusweg rechts und erreichten den Millerntorplatz. Die große Kreuzung markiert den östlichen Beginn der Reeperbahn, der “sündigsten Meile der Welt”. Früher wurden hier Seile und Taue für die Schiffe gefertigt, von sogenannten “Reepschlägern”.

Auf der Reeperbahn

Auf der Reeperbahn…

...abends um halb sechs

…abends um halb sechs

Wir blieben nicht lange auf der Reeperbahn, da wir recht früh im Hotel sein wollten. Mit der Fähre ging es entlang der der großen Kräne, die mehr und mehr in der Dämmerung anfingen zu leuchten. Im Hotel angekommen machten wir uns frisch und gingen zum Abendessen im “River View“- mit einem “Club Sandwich (Sandwichtoast, Mayonaise, Gurken, Tomaten, Speck, Ei, Hahnchenbrust, dazu Pommes)”, “Gemüse aus dem Wok mit Putenbrust-Sesam-Streifen und Glasnudeln” und Fritz-Kola endete der letzte Abend in Hamburg.

Am nächsten Tag sollte es schon leider wieder zurück ins Binnenland, Richtung Heimat, gehen.

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