Die Germania über Rüdesheim

Rund 20 Kilometer geht es am Rhein entlang. Vorbei an Weinreben in Vorgärten, vorbei an Weinreben in kleinen Weinbergen. Immer parallel zum Rhein, in Richtung Nordsee. Vorbei an Oestrich-Winkel, Richtung Rüdesheim. Immer wieder schweift der Blick von der B42a auf den Rhein, wo Binnenschiffe und Personenfähren, aber auch kleine Segelboote für reghaftes Treiben sorgen, trotz bewölktem Himmel.

Eine schöne Gegend – auf der einen Seite mehr oder weniger große Hügel, auf der anderen Seite auch – und mittendrin fließt der Rhein, der sich hier sein Flussbett gegraben hat. Mal umfließt er grüne Inseln in der Flussmitte, mal öffnet er sich und wird breiter. Die Entfernung hinüber nach Rheinland-Pfalz ist eigentlich ein Katzensprung. Ein paar hundert Meter, aber trotzdem doch nicht ganz so leicht zu meistern.

Ob das der Grund ist, warum wir auf der hessischen Seite bleiben? Nein, eigentlich nicht. Der wahre Grund befindet sich eben auf hessischer Seite, in der Nähe von Rüdesheim am Rhein. Nachdem wir kurz zuvor noch in Eltville waren, befinden wir uns nun auf dem Weg zu einem weiteren sehenswerten Plätzchen im Rheingau.

Wir erreichen das Ortsschild von Rüdesheim, der Verkehr staut sich ein wenig. Doch bereits kurz nach dem Ortseingang verlassen wir die B42a und begeben uns auf eine Umleitungsstrecke, die uns mitten durch ein Wohngebiet führt. Aber nicht nur das – nachdem wir gekonnt den gelben Schildern folgen und gefühlsmäßig mal richtig liegen, mal wieder zweifeln, gelangen wir an den Ortsrand. Umleitung vorbei, jetzt ist wieder die reguläre Strecke dran.

Es geht bergauf – im wahrsten Sinne des Wortes. Vorbei an Weinbergen, links und rechts der Straße. Höher, immer höher führt uns der Weg. Ein paar Kurven später und das Hinweisschild weist uns den Weg: links abbiegen. Durch einen Wald, der das Tageslicht filtert, erreichen wir letztendlich den Parkplatz. Parkgebühr bezahlen, dann dürfen wir unser Auto abstellen.

Falls ihr mir nicht folgen konntet: wir befinden uns jetzt irgendwo im Rheingau, in der Nähe von Rüdesheim am Rhein, hoch oben auf einem Berg. Meine Freundin hat keine Ahnung was sie erwartet und wo wir gerade sind.

Vom Stellplatz aus laufen wir ein paar Meter. Langsam kommt ein Teil von Rheinland-Pfalz in Sicht, dann ein Teil von Hessen – und schließlich auch der Rhein.

Die Aussicht: phänomenal

Die Aussicht: phänomenal

Beeindruckt setzen wir uns auf die Stufen des Pavillons, der sich hier befindet. Acht weiße Säulen stützen das schwarze Dach über uns, vor uns liegt Hessen, der Rhein, Rheinland-Pfalz. Wir stehen auf, gehen ein paar Schritte nach vorne. Uns gegenüber befindet sich Bingen am Rhein. Wie weit es von hier aus per Luftlinie hinüber ist – wir wissen es nicht. Es sieht zumindest nicht weit aus, und auch als ein Rettungswagen durch die Stadt fährt klingt es nicht so, als sei es weit entfernt.

Bingen am Rhein

Bingen am Rhein

Vom Pavillon ins Tal

Vom Pavillon ins Tal

Als ob diese Aussicht nicht schon reichen würde: so richtig sind wir noch gar nicht dort, wo wir eigentlich hin wollten. Wir haben uns an der Wegkreuzung für links entschieden gehabt und sind am Pavillon gelandet. Wir folgen nun also dem anderen Weg. Über einen kurzen Weg im Grünen gelangen wir zum eigentlichen Aussichtspunkt. Das Niederwalddenkmal erscheint vor uns.

Niederwalddenkmal

Niederwalddenkmal

Es soll an den Sieg über Frankreich 1871 sowie der daraus entstandenen Gründung des Deutschen Kaiserreichs gedenken. Zwölf Jahre dauerten Planung und Bau, bis es 1883 eingeweiht wurde. Zusammen mit einigen anderen Denkmälern wie zum Beispiel dem Deutschen Eck in Koblenz gehört es zu den monumentalen Gedenkbauwerken Deutschlands. Mit seinen insgesamt fast 38 Metern Höhe thront es über der Stadt Rüdesheim am Rhein.

Rüdesheim am Rhein vom Niederwalddenkmal aus

Rüdesheim am Rhein vom Niederwalddenkmal aus

Wir stehen und staunen, staunen über die Fortsetzung der Aussicht von eben. Weit hinaus reicht der Blick, bis fast an den Horizont. Berge erheben sich, Taler senken sich, Türme zeigen sich, der Rhein schlängelt sich zwischen alledem hindurch. Ein Blick zum Dahinträumen. Wie wohl der Blick aus den Augen der Germania sein mag? Von ihrem 12,5 Meter hohem Sockel blickt sie hinab in das Tal, den Kopf leicht gedreht in Richtung Rheingau.

Ähnlich wie wir. Nur wir, wir zwei stehen am Fuße der Germania. Oberhalb des Rüdesheimer Berges, mit Blick auf Wein und Rhein, auf Rüdesheim und Bingen, auf die Welt, die uns zu Füßen liegt.

Die Welt, die uns zu Füßen liegt

Die Welt, die uns zu Füßen liegt

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