Wie im Himmel – das Kloster Santuario de Sant Salvador bei Felanitx
Nach all dem Strandfeeling geht es am heutigem Tag als letzte Station etwas mehr ins Landesinnere. Wir verlassen daher Cala d’Or wieder und folgen zunächst der PMV-4013 nach Calonge, dann über die PMV-4016 nach Felanitx – Hauptort der gleichnamigen Gemeinde. Unser Ziel ist die Santuario de Sant Salvador, ein 1342 gegründetes Kloster auf dem Puig de Sant Salvador. Alleine schon die Anreise gestaltet sich abenteuerlich: das Navi führt uns bereits vor dem Ortseingang nach rechts, auf einen asphaltierten Weg. Nach wenigen hundert Metern ändert dieser jedoch sein Erscheinungsbild.
Statt Asphalt beherrschen Staub und Steine den Weg – uns ist die Sache nicht mehr ganz geheuer, denn wir möchten ungern mit aufgerissener Ölwanne oder platten Reifen mitten im Nichts stehen. Stattdessen holpern wir wieder zurück und biegen wieder auf die Hauptstraße ein. Vorbei an alten Häusern, durch enge Gassen und viele Einbahnstraßen führt uns der Weg. Ein Hauch von Geisterstadt weht durch die Luft, bis wir eine breite Straße mit Geschäften erreichen. Zivilisation!
Von nun an geht alles glatt – das Kloster ist mittlerweile sogar ausgeschildert und über einen asphaltierten Weg erreichbar. Der Puig de Sant Salvador erhebt sich nun vor uns, vom Kloster ist noch nichts zu sehen. Dafür diverse Schilder, die eine abenteuerliche Auffahrt versprechen. Haarnadelkurve hier, Haarnadelkurve dort, verengte Straße, wieder Haarnadelkurve, Steigung von mehreren Prozent, und und und.
Nach 4,5 Kilometern feinster Straßenbaukunst (okay, die Straße nach Sa Calobra ist die Krönung!) erreichen wir den Parkplatz auf dem Gipfel. Ein Schild verkündet die Höhe von 510 Metern – einfach so, mitten im flachen Land, erhebt sich der Berg mit dem Kloster. Doch damit nicht genug. Die Christusstatue (sieben Meter hoch) auf einem 37 Meter hohem Sockel zieht fast alle Blicke auf sich.
Apropos Blicke…die Aussicht von hier oben ist faszinierend. Bei gutem Wetter einmal komplett über die gesamte Insel mit ihren mehr 3.600 km² Fläche. Am Horizont das Tramuntana-Gebirge, die Küste auf der anderen Seite…zwischendrin das Innere von Mallorca. Alles im Blick. Auch die Punta de n’Amer bei Cala Millor, unserem Ausgangspunkt, war klar zu erkennen.
Nach Minuten des Staunens werden wir in das Hier und Jetzt zurück gerissen. Die Rückfahrt nach Cala Millor dauert von hier aus eine Stunde und es ist bereits 19.30. Den Sonnenuntergang werden wir von hier oben aus heute also nicht erleben, zuviele Wolken sind am Himmel. Stattdessen laufen wir über das Plateau hinüber zum Kloster – zugegeben, von außen sieht es wenig prachtvoll aus und hat den Charakter einer Festung. Es entstand 1715, nachdem die bisherige Kirche den vielen Pilgern nicht mehr ausreichte.
Die erste Kirche gab König IV. von Aragón um 1348 in Auftrag – wenn man den steilen Weg hinauf und das Fehlen von motorisierten Baugeräten bedenkt – eine beachtliche Bauleistung. Bis 1992 verwalteten Mönche das Kloster hier auf dem Berggipfel, heute betreiben zwei Familien der Insel hier ein Restaurant und eine Zimmervermietung.
Kurz vor dem höchsten Punkt des Puig de Sant Salvador geht ein schmaler Pfad von der Straße ab. Er führt zu einem großen Steinkreuz unterhalb des Gipfels, welches 1957 auf einem etwas niedriger gelegenem Felsen erbaut wurde. Der Blick vom Kloster auf das Inselinnere mit dem Kreuz im Vordergrund ist einfach einmalig und atemberaubend. Genauso atemberaubend ist die Abfahrt wieder hinab, dicht an dicht an der kleinen Steinmauer entlang. Ob sie im Fall der Fälle halten würde? Ich wäre mir nicht so sicher…
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