Surfen auf der Münchener (Geschichts)Welle (Teil 3)
Nach all dem Sonnenschein am Vortag (siehe Teil 2: “Münchener Kultur und Moderne im Gegensatz”) beginnt der Sonntag – und damit mein letzter Tag in München – etwas trüber. Graue Wolken ziehen am Himmel vorbei, nur gelegentlich schafft es die Sonne, sich am Firmament zu zeigen. Die Innenstadt ist mir mittlerweile bekannt, ohne Probleme finde ich zurück zum Odeonsplatz, wo ich mir zuvor bereits die Theatinerkirche von innen angesehen habe. Angelegt wurde der Odeonsplatz 1827, Pläne existierten jedoch bereits schon um 1790 herum. Benannt ist er nach dem Konzertsaal “Odeon”, den Ludwig I. am Platz bauen ließ.
An dieser Stelle ähnelt sich der Weg dem gestrigen, jedoch schaue ich mir das Kriegerdenkmal im Hofgarten, vor der Bayerischen Staatskanzlei, genauer an. In der 28 x 17 Meter großen Gruft befindet sich die Plastik eines toten Soldaten, der stellvertretend für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Münchener steht. Eingeweiht wurde das Denkmal 1924, jedoch erst vier Jahre später komplett vollendet. Am Werk beteiligt war der Bildhauer Karl Knappe zusammen mit den Architekten Thomas Wechs und Eberhard Finsterwalder. Die Originalplastik wurde von Bernhard Bleeker erschaffen und befindet sich seit 1972 im Bayerischen Armeemuseum in Ingolstadt, hier in München erinnert seitdem eine Bronzekopie von Thomas Wimmer an die von 1914 – 1918 Gefallenen.
Ich verlasse die Gruft in Richtung Staatskanzlei, wo sich das Reiterstandbild zu Ehren von Otto I. von Wittelsbach aus dem Jahre 1911 befindet, der von 1180 bis 1183 Herzog von Bayern war. Erst im Jahre 1918 endete die Herrschaft der Wittelsbacher-Dynastie in Bayern, von denen er der Erste war. In den 1980er Jahren gab es Diskussionen um den Neubau der Bayerischen Staatskanzlei, da ein historischer Arkadengang aus dem Jahre 1560 beseitigt werden sollte. Eine Bürgerinitiative wurde gegründet, ein Gutachten attestierte den Arkaden den Titel “eines besonders wertvollen Baudenkmals” – die Folge war schließlich ein Kompromiss, der Neubau und den Arkadengang verband.
Es folgt ein Wechsel von “historischer Kultur” zu “moderner Kultur” – vorbei am Haus der Kunst in der Prinzregententraße zu einem weiteren Eingang in den Englischen Garten. Hier tritt der Eisbach an der gleichnamigen Brücke wieder ans Tageslicht und erzeugt eine sogenannte “stehende Welle”, die sich zum innerstädtischen Surfen eignet. Populär wurde die Eisbachwelle durch den Film “Keep Surfing”, der die Surfer in München porträtiert.
Dem Rauschen des Wassers lausche ich einige Zeit, bevor ich der Prinzregentenstraße Richtung Luitpoldbrücke folge – vorbei am Bayerischen Nationalmuseum, das von 1894 bis 1900 erbaut wurde und heute rund 13.000 m² Ausstellungsfläche für Kunst und Kultur bietet. Die Luitpoldbrücke, benannt nach ihrem Finanzier Prinzregent Luitpold, wurde 1901 nach 13 Monaten Bauzeit als Nachfolger einer Stahlbrücke errichtet, die 1899 bei einem Hochwasser der Isar einstürzte. 1903 erfolgte die Fertigstellung von vier Skulpturen an den Enden der Brüstungen, die von den Bildhauern August Drumm, Balthasar Schmitt, Erwin Kurz, Hermann Hahn und Joseph Wackerle geschaffen wurden. Sie symbolisieren die vier bayerischen Stämme der Baiern, Franken, Pfälzer und Schwaben. Entlang der Isar wird mich der letzte Teil meines Ausflugs nach München führen, der seinen Abschluss in einem unscheinbaren Gebäude auf der Neuhauser Straße finden wird.
Vielen Dank an hrs und die Deutsche Bahn für die Einladung nach München. Alle Erlebnisse und die daraus entstehenden Reiseberichte bleiben hiervon unberührt.
Letzte Kommentare