Berlin: Nach der ITB ist vor dem Sightseeing
Seit Sonntag ist die Internationale Tourismus-Börse (ITB) 2014 in Berlin Geschichte: 114.000 Fachbesucher und mehr als 60.000 Privatbesucher konnten an den insgesamt fünf Tagen gezählt werden, die sich bei 10.147 Ausstellern aus 189 Ländern informiert haben. Für mich stand am Donnerstag (an dem ich abends noch Berlin kurzzeitig unsicher gemacht habe) und Freitag ein Besuch auf der ITB an, die mich mit ihrer Größe wirklich überrascht hat – ich habe sie mir zwar schon groß vorgestellt, aber so riesig dann auch wieder nicht.
Eines meiner Highlights war das Reiseblogger-Treffen #RBITB14 am Freitag Abend, welches von MrsBerry in Zusammenarbeit mit Tirol Werbung veranstaltet wurde. Neben leckerem Wein und kleinen Häppchen gab es nette Gespräche, neue Kontakte und ein Wiedersehen mit anderen Reisebloggern.
Am Samstag und Sonntag öffnete die Messe letztendlich auch für den öffentlichen Publikumsverkehr – bei bestem Wetter mit Temperaturen um 17°C und strahlend blauem Himmel nutzte ich das Wochenende dann eher für ein wenig Sightseeing, beginnend an der markanten Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Sie wurde 1895 eingeweiht, brannte 1943 nach Luftangriffen allerdings teilweise nieder. 1957 gewann der Architekt Egon Eiermann einen Wettbewerb zur Neugestaltung, sein erster Entwurf wurde jedoch kritisiert, sodass das heutige Aussehen mit dem übergebliebenen alten Teil in der Mitte einen Kompromiss darstellt.
Ebenfalls markant ist der Kollhoff-Tower am Potsdamer Platz, der mit 101 Metern Höhe und 25 Etagen das sechsthöchste Hochhaus in Berlin ist. In seiner Nachbarschaft befinden sich der Bahntower (103 Meter) sowie das PWC-Hochhaus. Die Fahrt hinauf zur Aussichtsplattform in 100 Metern Höhe mit Europas schnellstem Aufzug dauert nur 20 Sekunden – der Blick von oben lohnt sich!
Zurück am Boden folge ich dem ehemaligen Verlauf der Berliner Mauer, die früher auch hier entlang des Potsdamer Platzes führte. Nur wenige hundert Meter entfernt erinnert die Dauerausstellung “Topographie des Terrors” im Stadtteil Kreuzberg an die Zeit des Nationalsozialismus. Durchbrochen wurde die Berliner Mauer, die von 1961 bis 1989 Berlin in Ost und West unterteilte, von mehreren Grenzposten. Der wohl bekannteste Grenzübergang: Checkpoint Charlie zwischen Zimmer- und Kochstraße, der heute zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Berlins zählt.
Ein kleiner Sprung innerhalb Berlins, nachdem ich wieder zurück zum Potsdamer Platz gelaufen bin und nun den Weg Richtung Brandenburger Tor einschlage: das Denkmal für die ermordeten Juden Europas liegt genau zwischen beiden Sehenswürdigkeiten. Auf rund 19.000 Quadratmetern wurde das Holocaust Mahnmal, welches von Peter Eisenman entworfen wurde, 2005 eröffnet. Insgesamt 2711 verschieden große Stelen sind jeweils durch 95 Zentimeter breite Gänge voneinander getrennt, durch die man über das wellenförmige Gelände laufen kann.
Nur zwei, drei Gehminuten weiter steht das Brandenburger Tor, dass ihr schon bei Nacht von meinem letzten Besuch in Berlin nur wenige Wochen zuvor kennen dürftet (siehe hier). Bei Tageslicht wirkt es noch imposanter und lässt den Fernsehturm, das höchste Bauwerk Deutschlands, regelrecht klein erscheinen – natürlich nur eine Sache der Perspektive. Erbaut wurde es übrigens von 1788 bis 1791, nachdem der preußische König Friedrich Wilhelm II. den Auftrag an Carl Gotthard Langhans vergab. Das 26 Meter hohe und 65,5 Meter breite Tor ist seit 2002 für den motorisierten Verkehr gesperrt, als der Pariser Platz umgestaltet wurde.
Das touristische Programm schließt für viele mit dem Besuch der Kuppel auf dem nahegelegenen Reichstagsgebäude an – fast einhundert Jahre nach dem Baubeginn des Brandenburger Tores wurde mit dem Bau des Reichstags nach Plänen von Paul Wallot 1884 begonnen. Zehn Jahre später konnten diese abgeschlossen werden. 1933 wurde es zunächst während des Reichstagsbrand schwer beschädigt, im Zweiten Weltkrieg folgten weitere Zerstörungen. In den 1960er Jahren wurde es modernisiert, bevor es in den 1990er Jahren erneut umgestaltet wurde.
Eine kleine Pause bei Starbucks später und die Sonne steht kurz vor ihrem Untergang – der Himmel färbt sich zunehmend orange, die Schatten werden länger und tauchen das Brandenburger Tor in ein einzigartiges Licht. Fast jeder, der sich hier momentan aufhält, ist vom Farbenspiel am Abendhimmel beeindruckt – Smartphones, Kompakt- und Spiegelreflexkameras werden herausgeholt und klicken unaufhörlich. Zu recht, wie ich finde.
Den krönenden Abschluss des verlängerten Wochenendes in Berlin bildet am Sonntag ein Besuch auf dem Tempelhofer Feld, dem ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof (THF). Von 1923 bis 2008 war er mit seinen beiden Start- und Landebahnen 09R/27L (1840 m x 43 m) und 09L/27R (2094 m x 43 m) in Betrieb und zählte 2008 zuletzt fast 279.000 Passagiere. Seit 2010 ist er als öffentliche Parkanlage täglich von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang geöffnet und bietet verschiedene Areale wie Grillbereich, Hundeauslaufzonen und Rollwege zum Inline skaten, Fahrrad fahren oder joggen.
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