Die Bürgersaalkirche in München – eine unscheinbare Kirche
Seid ihr schon einmal durch die Münchener Fußgängerzone gelaufen und habt euch umgesehen? Vielleicht ist euch ein rötliches Haus mit goldenen Verzierungen aufgefallen? Falls nicht – macht nichts, beim ersten Mal bin ich auch dran vorbeigelaufen und habe abends im Hotel noch einmal genau im Stadtplan nachschauen müssen.
Das besagte rötliche Gebäude befindet sich auf der Neuhauser Straße, eine der Einkaufsmeilen in der bayerische Landeshauptstadt München. Erbaut wurde es nach den Plänen von Giovanni Antonio Viscardi im Jahre 1709/10, im Zweiten Weltkrieg (1944) jedoch weitestgehend zerstört. 1959 hat es das jetzige Erscheinungsbild erhalten.
Bei dem unscheinbaren Gebäude handelt sich um den Bürgersaal, der den Bet- und Versammlungsraum der Marianischen Männerkongregation “Mariä Verkündigung” darstellt und seit der Weihe des Hochaltars im Jahre 1778 auch als Bürgersaalkirche bezeichnet wird. Die Lage direkt an der Neuhauser Straße lässt sich übrigens einfach erklären – zunächst war das Gebäude nur als neuer Kongregationssaal gedacht gewesen: das Jesuitenkloster St. Michael befand sich unweit des heutigen Standortes.
Im Inneren teilt sich die Bürgersaalkirche in Ober- und Unterkirche auf. Während die Oberkirche die geplante Verwendung als Saal durch Größe und Verzierung zum Ausdruck bringt, ist die Unterkirche mit seinen drei Schiffen deutlich zurückhaltender – fensterlos und weniger verziert.
Vier Silberbüsten vor dem Verkündigungsrelief zeigen die Heiligen Joseph, Johannes den Täufer, Apostel Johannes und Joachim, die um das Jahr 1768 von Joseph Friedrich Canzler erschaffen wurden. Das Verkündigungsrelief selber ist der letzte erhaltene Teil des Hochaltares und stammt von Andreas Feistenberger aus dem Jahre 1710.
Über dem Saal prangen zwei Deckenfresken, eines zeigt “Die Anbetung durch die Heiligen Drei Könige und der Horten”, das andere die “Himmelfahrt Mariens”. Beide wurden 1973 von Hermann Kasper erschaffen.
Das deutlich schlichtere Aussehen des Untergeschosses liegt am ursprünglichen Verwendungszweck – es war als Druckerei geplant und wurde erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts in einen Kirchenraum umgestaltet. Links vom Altar führt eine Tür in einen Museumsraum, der an den 1987 selig gesprochenen Pater Rupert Mayer erinnert. Zwischen 1892 und 1898 wurden die Holzfiguren von Hans Sprenger nach Plänen von Josef Elsner geschnitzt, die sich im linken und rechten Schiff an den Wänden befinden. Sie zeigen den Kreuzweg Jesu mit seinen vierzehn Stationen.
1948 wurden die sterblichen Überreste des Paters in die Bürgersaalkirche überführt und vor dem Altar im Mittelschiff der Unterkirche beigesetzt. Auch Papst Johannes Paul II. und Papst Benedikt XVI. haben seine Überreste bereits besucht.
Vielen Dank an hrs und die Deutsche Bahn für die Einladung nach München. Alle Erlebnisse und die daraus entstehenden Reiseberichte bleiben hiervon unberührt.
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