Oberwesel und seine historische Skyline
Oberwesel am Rhein, rund 3000 Einwohner leben hier. Diese Anzahl wird sich mehr als verdoppeln, wenn es wieder einmal Zeit für Rhein in Flammen ist. Dann säumen sich ab dem späten Nachmittag die Besucher entlang des Rheinufers, nachdem sie erst kurz zuvor angereist sind oder schon den einen oder anderen Wein auf dem parallel stattfindenden Weinmarkt genossen haben.
Ungefähr zu einer Zeit, zu der sich der Großteil noch auf der Anreise befand, erreiche ich Oberwesel per Bahn. Der erste Blick nach Verlassen des Bahnsteigs fällt unweigerlich auf die Liebfrauenkirche und das Eselstor, einem Überbleibsel des zu großen Teilen noch erhaltenen Stadtmauernrings aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Einige Abschnitte hiervon sind im Rahmen des Stadtmauerrundwegs begehbar und führen auch auf den einen oder anderen Turm hinauf, von dem man dann auf den Rhein sowie die umliegenden Hänge schauen kann, hinweg über die Dächer des Ortes.
Herz und Mittelpunkt war und ist noch immer der Markplatz, direkt am Rathaus und der Touristinformation – umringt von Fachwerk- und Steinhäusern, die sich anlässlich des Weinmarktes und Rhein in Flammen besonders herausgeputzt haben.
Was mir persönlich gut gefallen hat: Oberwesel ist ein wenig verwinkelt und bietet kleine Gässchen wie die “Deutsche Hofgasse” oder einem kleinen und unauffälligen Weg hinauf zum Stadtgarten, neben der Ruine des ehemaligen Minoritenklosters. Durch den recht versteckten Aufgang ist es hier schön ruhig, nur Insider und Neugierige scheinen den Weg hier hoch gefunden zu haben.
Vom liebevoll gestalteten Garten (samt Springbrunnen) blickt man über die schwarzen Schieferdächer, auf die regelmäßig vorbeifahrenden Züge und die gemächlich vorbeituckernden Binnenschiffe. Der angrenzende Teil der Stadtmauer ist begehbar und verschafft einen Überblick – man sieht die ehemaligen Verteidigungstürme, aber auch die Schönburg aus dem 12. Jahrhundert. Wie massiv die Stadtmauer war wird deutlich, sobald man einmal die Treppenstufen erklommen hat – Angreifern hatten es schwer, den starken Schutzwall zu zerstören.
Durch schmale, enge Gässchen und später vorbei an Weinreben schlängelt sich der Weg, der mich aus der Ortslage bringt und mir zeigt, wie weit die Geschichte Oberwesels schon zurückreicht: 2009 wurde die Restaurierung des vormittelalterlichen Stadtbrunnens am Rasselberg abgeschlossen. Noch während ich in Gedanken bin und mir quasi das (vor)mittelalterliche Oberwesel vorstelle bin ich plötzlich außerhalb des Stadtmauerrings und blicke auf den Teil der Mauer, auf dem ich noch eben gestanden habe – auch die Ruine des ehemaligen Minoritenklosters ist jetzt klar zu erkennen.
Zu der “Skyline” am Mittelrhein gesellt sich neben der bereits gezeigten Türme ein weiterer hinzu – der Turm der St. Martins-Kirche, der momentan jedoch restauriert wird. Optisch setzt er sich jedoch ziemlich vom allgemeinen Bild eines Kirchturms ab, was jedoch daran liegt, dass er nach dem Weseler Krieg in den Jahren 1390/1391 zum Wehrturm umgebaut wurde. Ob die Spuren der alten Karren auf dem “Romantischen Weinlehrpfad” auch aus dieser Zeit stammen lasse ich mal offen – so tief wie die Wagenräder sich in den Felsen geschnitten haben deutet es jedoch daraufhin, dass sie dies für lange, lange Zeit getan haben.
Übrigens – der Stadtmauerrundweg führt am Ende (sagt ja auch schon der Name) wieder nach Oberwesel hinein, bietet unterwegs aber auch die Möglichkeit, sich dem Rheinburgenweg anzuschließen – dieser führt dann zur Schönburg hinauf. Empfehlenswert sind auch Abstecher zu schönen Aussichtspunkte abseits der beiden Wanderwege – es lohnt sich!
Vielen Dank an die Romantische Rhein Tourismus GmbH für die Einladung nach Oberwesel sowie die Übernachtung in Koblenz. Alle Erlebnisse und die daraus entstehenden Reiseberichte bleiben hiervon unberührt.
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