Zeitreise am Morsum Kliff

0° Celsius – was kalt klingt, wird noch kälter: der eisige Nordostwind, der für Temperaturen von gefühlten -10°C sorgt. Trotzdem wage ich mich vor die Tür, mein zweiter Tag auf Sylt beginnt. Geplant habe ich für heute einen Ausflug in den Osten der Insel, zum Morsum Kliff – quasi einen Ausflug in die Geschichte, mehrere Millionen Jahre zurück: denn durch einen Gletscher der Eiszeit vor rund 120.000 Jahren wurde der Erdboden verschoben, wodurch sich die zunächst waagerechten Erdschichten in senkrechten Formationen anordneten und dadurch im Kliff zu sehen sind.

Zugegeben – das habe ich erst im Nachhinein erfahren, denn auf Grund der eisigen Temperaturen habe ich mir kaum Zeit genommen, um mich auf den aufgestellten Tafeln über das Kliff zu informieren. Stattdesse habe ich mich vom Nordostwind durchpusten lassen, die eindrucksvolle Landschaft genossen und mir schon bald einen Platz zum Aufwärmen gewünscht – da käme das Hotel-Restaurant-Café “Morsum Kliff” gerade recht, doch ich habe mir schon ein anderes Café ausgesucht wo ich gerne auftauen wollte, dazu später mehr.

Reetgedecktes Hotelgebäude am Morsum Kliff

Reetgedecktes Hotelgebäude am Morsum Kliff

Erst einmal zurück zum Kliff selber, welches neben dem Listland bei List im Norden der Insel das älteste Naturschutzgebiet in Schleswig-Holstein ist. Hierbei ist die Nähe zum heutigen Hindenburgdamm ausschlaggebend gewesen, denn bereits vor Beginn des Ersten Weltkriegs sollte eine Zugverbindung vom Festland nach Sylt (via Brücke) errichtet werden – vor allem die tidenunabhängigen Transporte wären ein großer Vorteil gewesen. Durch den Krieg wurden die Pläne zunächst verworfen, tauchten später jedoch in Dammform wieder auf. Das Material sollte hierfür vom Morsum Kliff abgetragen werden. Dank der Initiative dreier Festlandbewohner wurde im Jahre 1923 das rund 43 Hektar große Gebiet um das Kliff unter Naturschutz gestellt.

Weg zum Morsum Kliff

Weg zum Morsum Kliff

...nur auf offiziellen Wegen unterwegs...

…nur auf offiziellen Wegen unterwegs…

Morsum Kliff

Morsum Kliff

Über die ausgeschilderten Wege bin ich bis an die Steilküste vorgedrungen und habe mir eine Stelle mit Blick auf die Nordsee nördlich des Hindenburgdammes ausgesucht. Ich bin zwar kein Geologe, glaube aber dennoch den Unterschied der verschiedenen Erdschichten auf dem Bild zu erkennen (im Hintergrund dunkler gefärbt, im Vordergrund mehr sandfarben). Auch Fossilien wurden hier schon gefunden, aus denen man abgeleitet hat, wie es auf und um Sylt herum vor langer, langer Zeit ausgesehen haben muss. Man vermutet, dass es damals klimatische Bedingungen wie an der heutigen nordafrikanischen Atlantikküste gegeben hat. Irgendwie ein krasser Kontrast, wenn ich an die Temperaturen und den eisigen Wind denke, als ich – bis auf zwei, drei weitere Besucher – am Kliff entlang gelaufen bin.

Anders als den beiden Besuchern, die mittlerweile zu den Salzwiesen herabgestiegen sind, wird mir zu kalt und ich sehne mich nach einer heiße Tasse Tee. Empfohlen wurde mir der Teekontor in Keitum, rund 10 Autominuten entfernt. In moderner nordfriesischer Atmosphäre kann man hier auftauen, den Blick über das Land schweifen lassen oder sich einfach im Kaminzimmer wärmen lassen. Eine riesige Teeauswahl sorgt für die Qual die Wahl – nach einigen Minuten habe ich mich für ein Kännchen “Beerenquartett” entschieden, welches ich vor den lodernden Flammen des Kamins genießen werde.

Auftauen, aufwärmen, dann geht es weiter, weiter Richtung Munkmarsch – dem ehemaligen Hafen, der Sylt mit dem Festland verband.

Blick Richtung Inselnorden

Blick Richtung Inselnorden

Aussichtsplattform am Ende des Weges

Aussichtsplattform am Ende des Weges

Gesperrter Weg

Gesperrter Weg

Blick Richtung Morsum und Westen des Kliffs

Blick Richtung Morsum und Westen des Kliffs

Beerenquartett im Kaminzimmer des Teekontors

Beerenquartett im Kaminzimmer des Teekontors

Vielen Dank an die Sylt Marketing GmbH für die Unterstützung bei dieser Reise. Alle Erlebnisse und die daraus entstandene Liebe zur Insel bleiben hiervon unberührt. Solltet ihr euch auch zur Insel verbunden fühlen, dann kann ich euch den Blog der Insel Sylt empfehlen.

3 Kommentare

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