Warum ich Bensersiel so liebe

Im Mai musste ich spontan einfach an die Nordsee fahren, mal raus vom Alltag. Zurück ans Meer, die endlosen Weiten sehen. Zurück ans Meer, die Gedanken durch den Kopf wehen lassen. Zurück ans Meer, die Vergangenheit noch einmal sehen. So in etwa könnte man es beschreiben, wie ich mich damals gefühlt habe. Von meiner Unterkunft in Carolinensiel fuhr ich rund 17 Kilometer nach Bensersiel, dem Ort meiner Kindheit, dem Ort, an dem ich groß geworden bin. Jedes Jahr ging es im Urlaub hierhin, auf den Campingplatz. Ich habe gesehen, wie sich der Campingplatz verändert hat. Ich habe gesehen, wie sich der Ort verändert hat. Ich habe gesehen, wie sich die Gegend verändert hat. Nicht nur der kleine Ort ist zu meiner zweiten Heimat geworden, sondern ganz Ostfriesland.

Ich mag das ostfriesische Flair, das flache Land, die frische und klare Luft. Den Duft vom Wattenmeer, das leise Glucksen der Wellen, wenn das (meist) kühle Nordseewasser mal für wenige Stunden am Strand ist. Das leise Geräusch der Schiffsdiesel, wenn man am Rand der Nordsee sitzt und hinauf auf das braune Wattenmeer schaut, hinüber zu den Inseln. Das Gefühl zu sehen, wie langsam die Schiffe und Yachten zwischen Küste und Ostfriesischen Inseln fahren oder sie zwischen ihnen verschwinden. Bis zum Horizont kann man schauen, man erkennt die Krümmung der Erde. Momente, die ich an der ostfriesischen Küste einfach so liebe.

Der kleine Hafen zählt zu meinen Lieblingsplätzen in Bensersiel. Hier herrscht fast immer Betriebsamkeit, denn die Fähren nach Langeoog herüber sind tidenunabhängig. Abgesehen von extremem Niedrigwasser pendeln sie täglich zwischen Bensersiel und Langeoog oder entführen Gäste in die Welt der Seehunde. Was ich ebenfalls so sehr an der Nordsee, der Küste und Bensersiel liebe – die Zeit scheint einfach stillzustehen.

Ich laufe am Hafen entlang, entlang der Mole. Am Ende des Weges liegt Langeoog vor mir, Baltrum und Spiekeroog sind zu sehen, ebenso die Hafeneinfahrt von Neuharlingersiel. Nur noch wenige Stunden und die Sonne wird hinter Baltrum den Horizont küssen und die Nacht einläuten.

[…]

Die Zeit vergeht, Flugzeuge ziehen am Himmel ihre weißen Kondensstreifen, Möwen kreisen umher. Ihr typisches Geschrei hallt durch die Luft und gesellt sich damit zu dem leisen gluckernden und glucksendem Geräusch des Wattenmeeres, was sich nur wenige Meter von mir entfernt befindet. Die Ebbe hat längst eingesetzt, das Wasser strömt aus dem Hafenbecken hinaus Richtung offene See, von der Flut sind im Watt nur noch Pfützen und Priele übrig geblieben. In wenigen Stunden werden sie sich wieder füllen.

Ich stehe auf, verlasse meinen halbwegs bequemen Stein an der Hafeneinfahrt. Blicke umher auf das Wattenmeer, auf die Inseln, die Küste entlang. Innerlich seufze ich – ein wundervolles Stückchen liegt vor mir, hinter mir, neben mir. Um mich herum, es ist überall.

Fähre, Frachter, Arbeitsschiff oder Segelyacht - alles ist im Hafen anzutreffen

Fähre, Frachter, Arbeitsschiff oder Segelyacht – alles ist im Hafen anzutreffen

...Blick in den Hafen

…Blick in den Hafen

Die scheinbar stillstehende Zeit genießen

Die scheinbar stillstehende Zeit genießen

Sanftes Dahingleiten

Sanftes Dahingleiten

Wattenmeer Richtung Neuharlingersiel

Wattenmeer Richtung Neuharlingersiel

Unter mir der Sand, vor mir die Küste vor Bensersiel mit der sich langsam senkenden Sonne. Oft bin ich hier am Strand entlang spaziert. Alleine, zu zweit, mit mehreren. Anfangs Sandburgen gebaut, im Watt und am Strand gebuddelt. Freunde kennengelernt, gehofft sie im nächsten Jahr wiederzusehen. Manchmal erfolglos, doch die eine oder andere Freundschaft hielt länger als eine Sommersaison in Bensersiel.

Was deutlich länger als eine Sommersaison gehalten hat, das war meine Liebe zu Bensersiel, zu Ostfriesland. Jedes Jahr muss ein Besuch an der Nordseeküste einfach sein. Zum Abschalten, zum Erholen, zum Genießen. Zum Genießen einer Landschaft, die mich seit meiner Kindheit geprägt hat.

Spätnachmittag am Strand von Bensersiel

Spätnachmittag am Strand von Bensersiel

Zeit, der Sonne "auf Wiedersehen" zu sagen

Zeit, der Sonne “auf Wiedersehen” zu sagen

3 Kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.