Heiligenhafen und Fehmarn – von Kohl und Fisch
In Heiligenhafen fand die 13. Kohlregatta statt – eine mehrtägige Veranstaltung, an der sich vor allem alte Segelschiffe beteiligen. Gefeiert wird die Geschichte des Kohls, der hier eine besondere Bedeutung besitzt. Denn bevor es die Fehmarnsundbrücke zwischen dem Festland und der Insel Fehmarn gab, wurde der Kohl mit Segelschiffen von Fehmarn nach Heiligenhafen gebracht.
Gleichzeitig fand auch auf der Insel eine Veranstaltung statt, die aber nichts mit der Kohlregatta zu tun hatte: der Fisch- und Flohmarkt in Burgstaaken.
03. Oktober 2012
Begonnen hat unser vorletzter Urlaubstag an der Ostsee wegen der Kohlregatta dort, wo auch der Kohl früher hin transportiert wurde: Heiligenhafen. In einem Flyer lasen wir, dass die eigentliche Regatta erst am Samstag stattfinden würde, wenn wir nicht mehr da sein sollten. Aber auch vorher gab es schon ein kleines Programm: zum Beispiel Rundfahrten mit alten Segelschiffen bis ins Ostseegebiet vor Heiligenhafen. Die “Alte Liebe” (Länge 21,00m, Breite 5,00m, Tiefgang 2,90m, Baujahr 1947) kehrte als erstes von der Ausflugsfahrt zurück.
Von der uns gegenüberliegenden Hafenseite drang Musik in unsere Ohren: der Spielmannszug Heiligenhafen ließ den Hafen musikalisch erklingen.
Als nächstes historisches Segelschiff folgte die “Norden” (Länge 28,50m, Breite 5,95m, Tiefgang 2,40m, Baujahr 1870) der “Alten Liebe” und lief unter den Augen zahlreicher Besucher in den Hafen. Die Plätze in der ersten Reihe entlang des Kais waren schnell belegt und vom Festzelt hinter uns roch es bereits nach ersten Kohlgerichten. Wer keinen Kohl wollte, der konnte sich auch am Fischrestaurant direkt am Hafen frischen Fisch bestellen oder aber an einem Imbiss verschiedene Fischbrötchen und Backfisch erhalten.
Kurz danach folgte die “Dresden” mit dem Heimathafen Neustadt – über weitere Informationen zum Schiff wäre ich sehr dankbar! Links im Bild hat mittlerweile die “Norden” festgemacht.
Der Hafen bot noch genügend Platz für weitere alte Schiffe, sodass auch die “Marco Polo” (Länge 29,50m, Breite 5,90m, Tiefgang 2,90m, Baujahr 1944)…
…und die “Olifant” (Länge 16,00m, Breite 3,42m, Tiefgang 1,80m, Baujahr 1977) ihren Liegeplatz finden sollten.
Ganz im maritimen Stil kam die “Olifant” daher, dessen Besatzungsmitglied auf einem Schifferklavier spielte – stets beobachtet von den zahlreichen Besuchern, die bei wechselnder Bewölkung den Weg in den Hafen gefunden haben.
Mittlerweile sind alle bis heute eingelaufen historischen (Segel)Schiffe im Hafen eingelaufen. Trotz Feiertag, dem Tag der Deutschen Einheit, haben nicht alle frei und einige müssen ihrem Broterwerb nachgehen – wie zum Beispiel dieser Fischer. Im Hintergrund dagegen segeln andere Richtung Ostsee – sie können den Feiertag genießen.
Wenige Momente später, als das kleine Fischerboot im Hafen festgemacht hat, wird der Fisch bereits filetiert. Frischer kann es kaum gehen! Mit diesem Bild verließen wir die Kohlregatta in Heiligenhafen zunächst wieder, bevor wir zurück zur Ferienwohnung fuhren und dort erst einmal zu Mittag aßen sowie uns ein wenig aufwärmten.
Am Tag der Deutschen Einheit war nicht nur in Heiligenhafen eine größere Veranstaltung, auch im Erlebnishafen Burgstaaken auf Fehmarn war etwas los: der Fisch- und Flohmarkt. Der Wind wurde ein wenig stärker, und auch die bereits zum Einsatz gekommene Winterjacke war schon fast zu kalt. Im weitläufigen Hafenbecken war der Wind kräftig genug, um auch hier kleine Wellen an Land schwappen zu lassen.
Der eigentliche Grund für unseren Besuch war weniger der Fisch- und Flohmarkt, wo man frisches Obst und Gemüse heimischer Erzeuger, selbsthergestellte Liköre, Basteleien, Fischbrötchen und Spanferkel bekam, sondern der angekündigte Besuch des Seenotkreuzers “Bremen” der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Er sollte im Rahmen der Veranstaltung zur Besichtigung vor Ort sein, war bei unserem Eintreffen aber noch nicht da. Also schlenderten wir vom Parkplatz zunächst am U-Boot U11 vorbei, bevor wir uns auf zum Veranstaltungsgelände machten.
Entlang von kleinen Ständen mit Äpfeln, Birnen, Kürbissen und anderen Obst- und Gemüsesorten gelangten wir an ein kleines Auto mit Aufbau, aus dem Kaffee und Kaffeespezialitäten verkauft wurden. Wie es sich für einen Küstenort gehört, durfte natürlich auch ein Stand mit Fischbrötchen, Krabbenbrötchen und Tintenfischringen nicht fehlen. Wir haderten eine Weile, ob wir uns etwas Fischiges gönnen sollten, entschieden uns dann aber doch für Kaffee und Latte Macchiato aus dem kleinen Auto – wenigstens unsere kalten Hände wurden wieder aufgewärmt, sodass es mit den Fotos weitergehen konnte.
Auch hier lag ein historisches Segelschiff vor Ort, welches kurz zuvor noch per Muskelkraft um 180° gedreht werden musste. Viele starke Arme waren dazu nötig, um bei frischem Wind die “Vegesack” (Länge 35,40m, Breite 5,40m, Tiefgang 2,50m, Baujahr 1895) in Auslaufrichtung zu bekommen.
Unterdessen blickten wir immer wieder in die Hafeneinfahrt, ob endlich etwas leuchtoranges am Horizont erscheint – doch Fehlanzeige. Noch war nichts zu sehen.
Das einzige was sich im Bereich “Schiffssicherheit” bewegte war das Küstenstreifenboot “Falshöft” (Länge 27,20m, Breite 6,20m, Tiefgang 1,70m, Baujahr 2008) der Wasserschutzpolizei.
Einige Minuten später war noch immer nichts von der “Bremen” zu sehen, nur die “Silverland” kehrte von einem Hochseeangeltörn zurück nach Burgstaaken.
Wir taten es der “Falshöft” gleich und verließen ebenfalls den Erlebnishafen Burgstaaken. Vermutlich kam die “Bremen” nicht, weil bei dem Wind die Einsatzbereitschaft bestehen bleiben musste. Zu viel Zeit wäre vergangen, wenn man die interessierten Besucher erst von Bord bringen müsste.
Zeitweise sah es nach Regen aus, doch alles sollte trocken bleiben. Perfekt! Denn ein Zwischenstopp war noch geplant.
Eigentlich sollte er näher sein als man denkt – da wir so oder so hier her gemusst hätten – doch das Halten und Parken ist dort verboten. Also mussten wir uns einen anderen Weg suchen – und haben einen gefunden. Details hierüber wird es in einem separaten Artikel geben.
Auf einer Länge von 963 Metern überspannt die Brücke den Fehmarnsund. Baubeginn für das Projekt war im Januar 1960 und nach etwas mehr als drei Jahren konnte die Brücke am 30. April 1963 freigegeben werden. Auf ihr gibt es eine Spur für Fußgänger und Radfahrer, eine für die Eisenbahnverbindung bis zum Fährhafen von Puttgarden und eine zweispurige Strecke für den Straßenverkehr. Insgesamt beträgt die Breite der Konstruktion 21 Meter. Schiffe mit einer Höhe von bis zu 23 Metern können die Brücke passieren, größere müssen um Fehmarn herum fahren. Seit 1999 steht die Fehmarnsundbrücke unter Denkmalschutz und ist zu einem Wahrzeichen Schleswig-Holsteins geworden.
Wer die Brücke zu Fuß passieren möchte kann dies nur von Großenbrode aus über einen kombinierten Fuß- und Radweg machen, der auf der Fehmarner Seite langsam wieder abfällt und sich auf das restliche Höhenniveau angleicht. Abkürzungen sind zwar machbar, aber nur bedingt empfehlenswert. Der Fahrradfahrerschieber hat es dennoch geschafft, zumindest lag er später nicht im Gras und lief auch nicht am Fuß der Brücke herum.
Wir entschieden uns für den sicheren und längeren Weg und nach langsam gelaufenen zehn Minuten standen wir am Anfang des Rad- und Fußweges auf der Fehmarnsundbrücke.
Auf der anderen Seite sieht man den kleinen Ort Fehmarnsund, der neben Ferienwohnungen und -häusern eine kleine Werft sowie ein Restaurant beherbergt. Vom schönen Strand ist auch die Szene aus meinem Timelapse-Video “seven (holi)days in fall” entstanden.
An der Spitze befindet sich der kleine Leuchtturm Strukkamphuk, der nur zu Fuß von der Fehmarnsundbrücke aus oder von den Gästen des nahegelegenen Campingplatzes erreichbar ist. Zusammen mit dem Flügger Leuchtturm im Hintergrund bildet er ein Richtfeuer für das Fahrwasser durch den Fehmarnsund.
Aus rund 25 Metern Höhe blickten wir auf das Wasser und die Umgebung herab. Auf der Ostsee sind Angler auf Fischfang unterwegs, während die Sonne mit den Wolken um die Vorherrschaft kämpfte. Der Turm am Horizont ist der Aufklärungsturm A der Bundeswehr bei Klaustorf, der der elektronischen Aufklärung diente.
Auf der teilweise vielbefahrenen B207/A1 der Vogelfluglinie von Hamburg nach Kopenhagen herrscht unterschiedlich viel Verkehr und man merkt das Ankommen der Fähren in Puttgarden auf Fehmarn – kurz danach rollen viele Autos, Busse und Lastkraftwagen auf das Festland zu. Beim Befahren der Fehmarnsundbrücke mit Zügen gibt es laute Schläge, was in der Stahlbauweise sowie den Übergängen der Brücke auf die Rampen zurückzuführen ist.
Wir verließen die Brücke langsam wieder und stolperten über uns etwas altbekanntes: Liebesschlösser!
Nach kurzem Fußmarsch (wir gingen nicht die Abkürzung) erreichten wir wieder den Fuß der Brücke und schlugen uns durch Brombeerbüsche bis ans Ostseewasser vor.
Mittlerweile zeigte die Uhr 15.30 und wir verließen die rauschende Ostsee wieder, um zurück zur Ferienwohnung zu fahren. Ein wenig durchgefroren, ein wenig fertig vom vielen Laufen…in der Ferienwohnung stärkten wir uns für den Abend, der uns wieder nach Heiligenhafen führte.
Gegen 19.00 Uhr war es schließlich soweit und wir befanden uns wieder in Heiligenhafen. Das Programm der Kohlregatta sah vor, dass der Hafen an jedem Abend illuminiert war. Am Morgen stellten wir uns noch vor, wie das ganze realisiert werden sollte – zumal noch nichts vorbereitet und aufgebaut war. Also ließen wir uns überraschen.
Wir hatten insgeheim gehofft, dass das komplette Hafenbecken beleuchtet war – mit Lichtern angestrahlt war im Endeffekt aber nur der Teil des Hafens, wo sich auch das Festzelt und die historischen Schiffe befanden.
Mit der Erlebnis-Seebrücke verabschiedeten wir uns von insgesamt fünf tollen und schönen Tagen von der Ostsee.
Am nächsten Tag sollte das komplette Gegenteil anstehen, wir tauschten das idyllische Kleinstadtleben aus Großenbrode gegen turbulentes Großstadtflair. Es ging nach Hamburg.
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