Site de deux Caps – Frankreichs Blick nach drüben
Belgiens Nordseeküste ist nur knapp 65 Kilometer lang. Dadurch, dass Oostende nahezu in der Mitte liegt, hatten wir eine hervorragende Ausgangslage. Sowohl bis zur niederländischen als auch bis zur französischen Grenze war es nicht weit, sodass wir in spätestens 45 Minuten eines der beiden Nachbarländer erreichen könnten. Dies nutzen wir aus, indem wir in unseren Urlaub einen weiteren Urlaub einbauten – einen Urlaub im Süden: Frankreich!
Bereits am ersten Abend schauten wir nach der Wettervorhersage im Großraum Calais, denn hierhin sollte unsere Reise gehen. Aber wie Vorhersagen waren nicht gerade hilfreich, wie schon bei den Wettervorhersagen für Oostende sagte jeder etwas anders. Also ließen wir uns überraschen.
Den nächsten Morgen wurden wir nicht nur vom Wecker geweckt, auch Sonnenstrahlen blinzelten durch die Rollläden in unser Zimmer. Der Blick nach draußen war noch besser: nur vereinzelte Schleierwolken waren am blauen Himmel zu sehen. Auch in Richtung Frankreich waren keine dicken Wolken zu sehen. Somit war klar: es kann nach Frankreich gehen.
Warum wir uns so sehr über den Sonnenschein gefreut haben? Nun, es sollte nicht nur nach Frankreich gehen, sondern an die Côte d’Opal – die Opalküste, ein Streifen von circa 140 Kilometer Länge entlang der Küste von Dunkerque im Norden bis zur Mündung der Somme bei Le Crotoy. Ihren Namen trägt sie von der Farbe des Wassers vor der Küste, welches in einem schönen türkis erscheint – wie der Edelstein Opal.
Die Entfernung bis zu diesem Paradies auf Erden sollte knapp 110 Kilometer betragen und führte uns zunächst durch das belgische Hinterland und durch den schönen Ort Leffinge, bevor wir nach einigen weiteren Kilometern auf die Autobahn A18/E40 auffuhren. Vorbei an Dunkerque und Calais in Frankreich fuhren wir Richtung Süden. Kurz hinter Calais nahmen wir die Ausfahrt und fuhren in Richtung Küste. Vorbei an großen, hellblau schimmernden Flachsfeldern und durch den mediterran anmutenden kleinen Küstenort Sangatte erklommen wir eine kleine Hügelkette. Unser Ziel war schon ausgeschildert und wir folgten den Parkhinweisen.
Neben vielen Autos mit belgischen und französischen Kennzeichen parkten wir auf dem Schotterparkplatz, welcher kostenfrei genutzt werden darf – woanders hätte man wahrscheinlich noch einen Parkschein lösen müssen.
Der Parkplatz wurde zur Küstenseite hin von einem kleinen Wall begrenzt, auf den wir hinaufstiegen und bereits die ersten Blicke auf die Opalküste genießen konnten.
Wir hatten zunächst noch unsere Jacken mitgenommen, weil wir bei einer Lufttemperatur von 16°C und leichtem Wind davon ausgingen, dass es frisch werden würde. Das war aber nicht der Fall, sodass wir die Jacken schon bald ausziehen konnten und es den anderen Touristen gleichtaten, die zum Teil in kurzen Hosen und mit T-Shirt bekleidet hier herumliefen.
Sangatte mit dem etwas höher gelegenen See, wo sich die ehemalige Batterie Lindemann befand. Sie sicherte die Kanaldurchfahrt und feuerte auch auf Dover, Ramsgate und Folkestone in Großbritannien.
Vor dem schön gefärbten Wasser der Küste heben sich die Blumen ab.
Aber wo genau befinden wir uns hier eigentlich? Wie heißt der Ort mit der schönen Aussicht und dem schönen Wasser vor der Küste? Nun, wir befinden uns ein paar Kilometer von Calais. Die Gegend ist bekannt für seine Steilküste und die Aussicht auf Großbritannien. Hier liegt Teil eins unseres Ausflugs: das Cap Blanc-Nez.
Oben auf dem Hügel befindet sich eine Aussichtsplattform, von der man einen schönen Blick auf das Vereinigte Königreich und den Ärmelkanal hat. Auch die Schifffahrtswege von Calais nach Dover kann man sehr schön einsehen. Etwas unter der Plattforum verläuft ein kleiner Pfad, der bis ins Dörfchen Sangatte an der Küste entlang führt.
Wie schon in Belgien gibt es auch hier Schilder mit Tieren – es erinnert daran, keinen Müll liegen zu lassen.
Etwas weiter südlich, in einem Tal gelegen, befindet sich der Ort Wissante.
Am Ende des Kaps befindet sich ein Obelisk, welcher 1922 errichtet wurde und “an die glorreiche Zusammenarbeit und das offene, kameradschaftliche Verhältnis zwischen den Angehörigen der französischen und britischen Armee während des Ersten Weltkrieges” erinnert. Ein weiterer Obelisk steht auf der anderen Seite des Ärmelkanals, auf dem St. Margaret-at-Cliff nahe Dover.
Der Pfad nach Sangatte.
Wir stiegen herauf zur Aussichtsplattform und konnten über den Ärmelkanal herüber nach Großbritannien schauen, wo uns die Kreidefelsen von Dover anstrahlten.
Am Kap herum führt ein Weg, über den man sowohl das Monument erreicht als auch zwei weitere Aussichtspunkte.
Vom Verlassen der befestigten Wege wird dringend abgeraten, da das Kap rund 130 Meter in die Höhe ragt und nicht unbedingt ersichtlich ist, ob die Wiese sicher befestigt ist oder nicht.
Der Obelisk in seiner ganzen Pracht.
Die Dover Patrol bestand aus Teilen der britischen und französischen Armee, verteidigte den Ärmelkanal und befreite ihn von Minen.
Ein paar Kilometer entfernt befindet sich ein kleiner Strand, direkt am Fuße der Steilküste. Ihn erreicht man, wenn man im Örtchen Wissante den Schildern zum Strand folgt.
Auf dem Ärmelkanal herrschte viel Verkehr, im Hintergrund sind die Kreidefelsen von Dover sichtbar.
Der Strand, der unser nächster Zwischenstopp sein wird. Hier gibt es auch einen Weg, den man gefahrlos entlang gehen kann. Wir sind jedoch lieber ans Meer gegangen. Sehr schön der Vergleich zwischen Mensch und Klippenhöhe.
Nicht nur Frachtschiffe und Fähren sind auf dem Ärmelkanal unterwegs, auch kleinere Segelyachten nutzen das gute Wetter für Ausflüge zwischen den beiden Steilküsten.
Möwen und andere Vögel haben unterhalb der Klippe ihre Nester gebaut und stets war Vögelgezwitscher zu hören – immer mit Blick auf die Opalküste. Im Vordergrund eine alte Radarstellung.
Wir genossen einige Zeit die tolle Aussicht bevor wir zum Auto zurückkehrten. Eigentlich wollten wir weiter fahren zum Nachbarkap, dem Cap Gris-Nez. Aber der Strand hatte uns so gut gefallen, dass auch wir zu ihm fahren wollten. Glücklicherweise war unser Schulfranzözisch noch so gut, dass wir das Schild mit der Aufschrift „Plage“ verstanden haben.
Dort angelangt mussten wir zunächst diesen steilen Weg hinab – Großbritannien immer vor Augen.
Entlang der imposant erscheinenden Steilküste kamen wir an den Strand.
Auch andere Touristen waren hier, wir erkannten auch einige, die wir schon zuvor am Cap Blanc-Nez gesehen haben. Die ins Wasser hereinragende Landzunge wird unser nächster Halt sein, das Cap Gris-Nez.
Wir setzten uns eine Zeit lang an den Strand und blickten herüber Richtung Dover. Die Wellen erzeugten beim Auftreffen auf die Steine ein schönes Geräusch, welches sehr beruhigend wirkte – ähnlich wie bei Regentropfen. Es entsteht durch das Zurückkullern der Steine, nachdem sie von den Wellen bewegt worden sind.
Einfach ein schöner Ort zum Seele baumeln lassen und um den Alltag zu vergessen.
Bevor wir wieder hinaufstiegen, blickten wir zur anderen Seite des Strandes. Wir haben uns nach links orientiert, wo die Mehrheit der Touristen saß und wo die Treppe nicht so steil war wie auf der rechten Seite. Hier saßen nur zwei Angler, die darauf warteten, dass Fische anbeißen. Im Hintergrund zwei Fähren, die kurz zuvor Calais verlassen haben.
Wir kehrten zurück zum Auto und fuhren zum Cap Gris-Nez, welches etwa 18 Kilometer entfernt ist. Wir fuhren die Strecke entlang der Küste und kamen durch Audinghen, ebenfalls einem idyllischen kleinen Ort an der Opalküste.
Am Cap Gris-Nez stellten wir unser Auto zunächst auf dem dortigen Parkplatz ab und gingen in Richtung Küste. Ein Wegweiser wies uns schon die richtige Richtung. Auch hier gibt es zwei Aussichtsplattformen mit schönem Blick über die Straße von Dover. Der Weg dorthin führt an einer Herde mähender und blökender Schafe vorbei. Im Hintergrund befindet sich der Leuchtturm und auch ein Radar befindet sich auch in unmittelbarer Nähe – beides dient der Kanalüberwachung von französischer Seite aus.
Während wir den Weg entlang gingen und Richtung Cap Blanc-Nez blickten, zog Seenebel auf. Ein paar Minuten später war er bereits wieder verschwunden.
Am Aussichtspunkt angekommen konnten wir es uns nicht verkneifen und mussten sofort aufs Wasser schauen. Was wir da sahen war einfach nur traumhaft…aber seht selber:
An dieser Stelle ist Frankreich nur 33 Kilometer von Großbritannien entfernt und somit der Punkt, an dem sich Kontinentaleuropa und die Insel am nächsten sind.
Der direkte Blick ins Wasser an der Opalküste.
Warum die beiden Caps ihre Namen tragen, wird hieran deutlich. Am Cap Blanc-Nez ist eher weißer Kreidestein zu finden, hier am Cap Gris-Nez sind die Steine gräulich gefärbt.
Wir verließen diesen Aussichtspunkt und folgten dem Weg zur nächsten Plattform. Hier erkennt man noch einige Überreste aus dem Zweiten Weltkrieg.
Am Fuße der Klippe befinden sich die durch Ebbe und Flut, Wind und Wellen erodierten Felsen.
Links im Bild ist unsere zuletzt besuchte Aussichtsplattform, rechts die erstbesuchte, von der man nur 33 Kilometer von den Britischen Inseln entfernt ist.
Im Gegensatz zu uns Menschen interessiert die Schafe eher das Gras anstatt die atemberaubende Aussicht über den Ärmelkanal nach Großbritannien hinüber.
Nach einer schönen Zeit hier oben mit tollen Aussichten machten wir uns langsam auf den Heimweg. Mittlerweile war es schon kurz nach 14:00 Uhr. Kurz vor unserem Parkplatz haben wir bei Ankunft ein Schild gesehen, welches uns Richtung Strand führen sollte. Am Fuße von steilen und felsigen Wänden ist ein kleiner Strand, an dem die Bewohner ihre Boote zu Wasser lassen können. Direkt vor der Küste ernten sie ihre Miesmuscheln, die im Restaurant “La Sirène” sogleich verspeist werden können.
Die malerisch gelegene Bucht von Le Sodit auf der einen Seite…
…und auf der anderen Seite.
Eigentlich wollten wir noch zusehen, wie diese beiden ihr Boot zu Wasser lassen…aber als sie sich dann noch genüsslich eine Zigarette ansteckten, sind wir langsam gegangen und haben uns auf den Heimweg gemacht.
Wie man anhand der Trecker sieht, sind noch andere Miesmuschelzüchter und Fischer auf dem Wasser unterwegs.
Wir setzten uns ins Auto und fuhren durch das Hinterland zurück auf die Autobahn. Mittlerweile meldete sich auch der Hunger zu Wort und wir hielten bei Calais in einem riesigen Einkaufszentrum an. Hier gibt es neben vielen Geschäften auch einige Restaurants und Imbisse. Wir entschieden uns für McDonald’s. Hier gibt es zum Teil andere Sachen als in Deutschland, ich hatte zum Beispiel einen “MiniWrap” mit ChickenNuggets, Salat und Sauce für 2,00 €. In Deutschland habe ich so einen noch nie gesehen, aber er war lecker.
Zur Verdauung schlenderten wir einmal durch das Zentrum, welches wirklich riesig ist. Lange scheint es es noch nicht zu geben, da alles noch modern und neu aussieht.
Auf der Rückfahrt hielten wir in De Panne an. Hier beginnt die “Flämische Sahara”, eine weite Dünenlandschaft. Wir sahen sie zwar nicht, aber dafür gingen wir nochmal an den Strand von De Panne. Viele lagen in den Dünen und sonnten sich, einige Kinder spielten am Strand und bauten Sandburgen, andere schlenderten mit den Füßen an der Wasserkante entlang.
Begrüßt wurden wir am Strand von der belgischen Strandkulisse: Wasser, Sand und Hochhäuser. Nach unserem Besuch in Frankreich ein wahrer Kulturschock ;-)
Die Ebbe hat noch etwas Wasser zurückgelassen, aber die Flut kommt schon wieder näher, um neues Nordseewasser an den Strand zu bringen.
Nicht nur Wasser blieb von der vergangenen Flut am Strand zurück, auch zahlreiche Muschelstücke.
Wir kehrten zurück zum Auto und erlebten eine Überraschung. Unser Parkschein lief um 16:56 Uhr ab, um 17:03 kamen wir am Auto an und um 17:00 hatte ein netter Parkwächter uns einen Strafzettel über 15,00 € ans Auto geklemmt.
Im Vergleich zu Deutschland scheint es hier kein Pardon mit abgelaufenen Parkscheinen zu geben, sodass schon bei geringster Überschreitung ein Strafzettel die Folge ist.
Aber davon haben wir uns den Urlaub nicht vermiesen lassen, egal was gekommen wäre – der Tag heute war einfach zu schön und mit einem wundervollen Sonnenuntergang sollte er für uns heute ausklingen.
Zum Sonnenuntergang geht es hier entlang.
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