Strandwanderung von Cala Millor zur Punta de n’Amer
Da stehen wir nun, am Strand von Cala Millor auf Mallorca, dem Cala Nau. Von erhoffter Sonne bislang nichts nichts mehr zu sehen, überall am Himmel sind mehr oder weniger dicke Wolken. Dazu bläst ein frischer Wind vom Meer und schiebt das Wasser in Form von Wellen vor sich her, die mit weißer Gischt verziert den sandigen Strand erreichen. Grauer Himmel auf Mallorca – davon haben wir nicht geträumt. In Palma de Mallorca, am Flughafen, standen wir noch wenige Stunden zuvor und konnten einen ersten Ausblick auf blauen Himmel und Sonne genießen. Selbst die Strandliegenvermieter verdienen heute kaum etwas, obwohl die Temperaturen von rund 23°C angenehm sind – so lange eben kein Wind weht.
Am Morgen, kurz nach unserer Anreise, fand im Hotel die tägliche Infoveranstaltung für Neuankömmlinge statt. Neben allgemeinen Informationen über Cala Millor, das Hotel und die Umgebung gibt es Angebote mit Ausflügen über die Insel. Eines hiervon war eine Wanderung zur Punta de n’Amer – eine Halbinsel südlich von Cala Millor, die den Ort von Sa Coma trennt. Spontan entschließen wir uns, am Strand entlang dorthin zu laufen.
Nur wenige trauen sich bei nicht ganz optimalem Strandwetter ins Wasser. Der Großteil der Menschen, denen wir begegnen, ist ebenfalls auf dem Weg zur Punta de n’Amer oder spaziert einfach den Strand entlang.
Je näher die Halbinsel rückt, desto mehr Felsen ragen aus dem feinen Sand heraus. So sehr, dass am südlichen Ende der Badebucht Cala Nau der Eindruck entsteht, der Strand von Cala Millor befände sich auf einer großen Steinplatte.
Ab hier dominieren schroffe Felsen den Blick zum Wasser, die Vegetation besteht abwechselnd aus Dünen, Kiefernwald sowie Strauch- und Felsheide. Direkt am Meer klatschen die Wellen gegen die Felsen und spritzen auf das etwas höher gelegene Plateau. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich hier durch Erosion markante Stellen in den Stein gegraben. Während es auf der einen Seite noch Zeichen von (Massen-)Tourismus gibt…
…gibt es auf der anderen Seite nur eines: endlose Weiten. Endloses Wasser, ein schier endloser Himmel bis zum Horizont und scharfe Felskanten.
Je weiter wir den Küstenstreifen verlassen und ins Innere der Halbinsel wandern, desto mehr Vegetation gesellt sich hinzu. Abseits der Wege finden sich immer wieder Steinpyramiden, die von Hand aufgeschichtet werden – mal kleiner, mal größer. Kennt jemand den Sinn hiervon? Auch auf anderen Teilen der Insel habe ich diese kleinen Kunstwerke gesehen.
Trotz ihrer kargen Beschaffenheit hat die Punta de n’Amer einiges zu erzählen. An der Südküste gibt es die Höhlen ses Crestes und ses Pedreres, die seit ca. 1.500 v. Chr. als Wohnhöhlen genutzt worden sind. Ungefähr 700 Meter von der östlichsten Spitze der Halbinsel entfernt befindet sich das Castell de sa Punta n’Amer, ein Turm aus dem 17. Jahrhundert. Er diente der Verteidigung der Ostküste, aber auch als Melde- und Beobachtungsturm. Während des spanischen Bürgerkrieges 1936 – 1939 übernahm die Armee die Halbinsel als Stützpunkt und damit auch den Turm. Damals diente er als Teil des Abhörnetzes und als Vorratslager.
Heute beherbergt das Castell eine kleine Ausstellung und dient als Aussichtspunkt mit Blick über die Ostküste Mallorcas. In einem Nebengebäude ist eine kleine Gaststätte untergebracht, die von den Wanderern und Ausflüglern gut angenommen wird – so auch von uns. Kurz bei einer Apfelschorle erholen, dann geht es den Weg wieder zurück nach Cala Millor. Wanderzeit: zwischen 30 und 60 Minuten, je nachdem wie oft und lange man die schöne Landschaft genießt.
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