Im Süden von Sylt
Ich bin wieder da! Hörnum – der südlichste Ort Sylts – hat mich wieder. Oder genauer gesagt: mein kleines Lieblingsviertel. Südöstlich des Ortskerns spaziere ich durch die Sonne, nur vereinzelt begleitet von Wolken. Der Wind weht nur leicht, für mich ist es der erste jackenfreie Tag des Jahres. Die (Ferien)Häuser um mich herum sind zum größten Teil noch frei und warten auf die nächsten Gäste. Wer sich hier einmietet, der hat Geschmack: mitten in den Dünen, etwas abseits des Zentrums, teilweise Blick aufs Meer, teilweise über Hörnum auf den Leuchtturm – und alle Dächer sind mit Reet gedeckt, typisch Küste eben.
Genau deshalb liebe ich dieses Viertel: es versprüht friesischen Charme. Charme, dem ich verfalle. Leises Meeresrauschen hinter den nahen Dünen, Möwengeschrei und der durch die Hagebuttensträucher wehende Wind, dazu salzige Luft in der Nase und ein wenig Sand neben der asphaltierten Straße – Nordseefeeling pur, das Lust auf den nahegelegenen Strand macht. Würde ich hier wohnen, dann wäre das nahegelegene Strandrestaurant “Breizh” wohl meine erste Anlaufstelle eines jeden Strandspaziergangs: gemütlich Latte Macchiato mit Blick aufs Wasser trinken und dann durch den feinen Sand laufen.
Zurück ins Wohngebiet – ein hölzerner Bohlenweg führt durch die Dünenlandschaft. Mit jedem Schritt verändert sich der Blick auf die umliegende Landschaft: im Tal zeigen sich weitere Häuser, wenige Schritte später erscheint der Leuchtturm vom Hörnum hinter den grasbewachsenen Erhebungen – es scheint, als eröffne sich mit jedem zurückgelegtem Meter der Blick in eine neue Welt.
Ein schmaler, sandiger Pfad schlängelt sich schließlich zwischen zwei Grundstücken entlang und führt mich über einen gepflasterten Weg zur umlaufenden Straße. Vor mir erscheint nun ein Meer aus grün und weitere Häuser von Hörnum erheben sich auf den Ausläufern der Dünen. In den kommenden Minuten werde ich sie weiter und weiter hinter mir lassen, denn ich möchte gerne einen Punkt meiner imaginären Sylt-To-Do-Liste streichen: einmal um die Hörnum-Odde herumaufen.
Heute ist einfach alles perfekt: strahlend blauer Himmel, angenehme Temperaturen und ich befinde mich nicht weit vom Übergang zum Strand weg. Früher, so fallen mir die Worte des Leuchtturmführers in Hörnum wieder ein, habe die Umrundung drei Stunden gedauert, heute nur noch eine. Er sollte Recht behalten.
Die Häuser werden kleiner, das Meer kommt näher und die gefühlten Temperaturen steigen. Ich krempel meine Ärmel hoch und ziehe die Schuhe aus – barfuss kommt das Nordseefeeling deutlich besser bei mir an, zumal der Sand durch die Sonne bereits angenehm warm ist. Bis zur Wasserlinie ist es noch ein Stückchen hin, doch der Sand unter meinen Füßen fühlt sich gut an – fast wie Sommer.
Ganz anders als Sommer ist hingegen noch die Wassertemperatur – ungefähr 9-10 Grad beträgt diese laut den Tafeln am Strand von Westerland. Für das erste Fußbad in der Nordsee ausreichend, aber für mehr (zumindest für mich) noch nicht. Fußspuren im Sand verraten, dass der Spaziergang um die Südspitze Sylts eine beliebte Strecke ist – was ich sehr gut verstehen kann.
Weißer, feiner Sand zwischen den Zehen, die Nachbarinseln Föhr und Amrum stets im Blick und mit jedem Schritt begleiten mich die Wellen der Nordsee – Dinge, die die Hörnum-Odde zu einer meiner persönlichen Lieblingsstellen auf Sylt machen. Je weiter man sich der Spitze nähert, desto mehr erkennt man allerdings auch die Abbruchkanten durch vorausgegangene Stürme und Sturmfluten.
Unweit des südlichsten Punkt der Insel kann man ein interessantes Schauspiel beobachten – das ablaufende Wasser aus dem “Becken” zwischen Sylt und Föhr trifft auf die Wellen der offenen See und “verschluckt” diese regelrecht. Weiter hinten, am Horizont, sieht man die kleineren Nachbarinseln Sylts – Föhr und Amrum.
Mittlerweile habe ich die Spitze umrundet und Hörnum gerät wieder in mein Blickfeld. Zunächst der Leuchtturm, dann der Ort mit seinem Hafen, aus dem die “Adler VI” vor wenigen Minuten zu einer Rundfahrt zwischen den Inseln aufgebrochen ist und danach den Rest der Küstenlinie. Im Gegensatz zur anderen Seite der Odde ist das Meer hier deutlich ruhiger und gluckst nur leise vor sich hin.
Hörnum ist fast zum Greifen nahe – ich schaue auf die Uhr und mir fällt auf: der Leuchtturmführer hatte Recht. Nur minimal später als veranschlagt bin ich – mit kleinen Fotostopps – in einer Stunde um die Südspitze gelaufen. Nach etlichen Schritten setze ich mich erst einmal auf eine Bank, befreie meine Füße so gut es geht vom feinen Sand und ziehe die Schuhe wieder an. Ein komisches Gefühl, plötzlich wieder so eingeengt zu sein. Barfuss durch den warmen Sand zu laufen war deutlich angenehmer…
Vielen Dank an die Sylt Marketing GmbH für die Unterstützung bei dieser Reise. Alle Erlebnisse und meine Liebe zur Insel bleiben hiervon unberührt. Solltet ihr euch auch zur Insel verbunden fühlen, dann kann ich euch den Blog der Insel Sylt empfehlen.
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