Willingen – Sport und Party
Willingen – für die einen Synonym für Skisport, Mühlenkopfschanze und Mountainbike, für die anderen Synonym für Brauhaus, Wilddieb und Co. An der Grenze zum (Hoch)Sauerland gibt es in Willingen für jeden etwas. Vor allem der Winter ist auch ein Grund für die Niederländer, den vergleichsweise nahe gelegenen Wintersportort anzusteuern. Doch auch im Grünen bieten sich schöne Blicke und Aussichten an.
Kalt. Windig. Und hoch. Und voll. Der Weg hinauf – schaukelig oder steil. Wer bis auf 840m über Normalnull möchte muss einiges aushalten. Zumindest jetzt, in der Übergangszeit Herbst-Winter bei kaltem Wind. Und er muss pünktlich sein, denn um 16:30 Uhr ist die letzte Fahrt ins Tal. Danach ist Laufen angesagt. Wir waren jedoch pünktlich und konnten später bequem wieder hinab fahren.
Doch wer erst einmal oben ist, der möchte so schnell nicht wieder herunter. Grund eins: Siggis Hütte, einer kultigen Kneipe mit knackigen Bockwürstchen und Erbsensuppe im Bierglas sowie der legendären Schleudertrompete. Eine weitere Spezialität ist der “Hüttengeist”, auch “Siggis Feuerwasser” genannt. Er wird im wahrsten Sinne des Wortes aus acht Kräutern gebrannt und brennend serviert. Geöffnet ist täglich von 9:00 Uhr bis 15 Minuten vor letzter Seilbahnabfahrt. Für Willingen-Gäste und Besucher ist die Hütte ein Pflichtprogramm und regelmäßig gut gefüllt.
Wir waren aber nicht zum Partymachen auf den Berg gekommen, sondern wollten bei tollen Wetter (zumindest blauer Himmel, Sonne und Fernsicht) den Blick über das Upland genießen.
Unter den Klängen vom “Roten Pferd” und dem Gesang von feiernden Gästen, Touristen und Einheimischen entfernten wir uns von Siggis Hütte. Es ging hoch hinaus auf den Turm, dessen Eintritt im Preis (1 Erwachsener, Berg- und Talfahrt incl. Eintritt 8,00 €) der Seilbahnfahrt inbegriffen ist.
Grund zwei: die Aussicht. Das i-Tüpfelchen ist hierbei der Hochheideturm. Statt aus 837,7 Metern Höhe (Ettelsberggipfel) genießt man den Blick aus 875 Metern, der damit höchsten öffentlich betretbaren Stelle Nordwestdeutschlands (außerhalb des Harzes).
Willingen bietet viel: im Sommer das Mekka der Mountainbiker, im Herbst Heimat der Kegelvereine und Wanderfreunde, im Winter weltbekannt für das Skispringen auf seiner Mühlenkopfschanze, der größten (Skisprung)Großschanze der Welt. 2010/2011 gab es 105 Skitage, bei insgesamt 16 Kilometern Skipisten unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade. Sobald der letzte (Kunst)Schnee weggetaut ist, übernehmen die Radfahrer wieder das Zepter. Sport gibt sich hier im Upland die Klinke in die Hand. Anfang 2013 findet hier auch die Feuerwehr-Skimeisterschaft statt, Mitte Mai das Sauerland Open Air.
Mithilfe von Panoramabildern und eingezeichneten Städten und Dörfern de Umgebung kann man sich orientieren. Wir blieben einige Zeit oben: schauten, blickten und beobachteten die Umgebung.
Wer den Artikel “Ist es die da, die da, die oder die da?” gelesen hat, der kennt unsere Vorliebe: Wasser! Und auch so etwas gibt es hier auf dem Ettelsberg: den 54.000m³ Wasser fassenden Bergsee für über 80 Schneekanonen entlang der Skipisten.
Hoch oben, auf dem Ettelsberg und zu Fuße des Hochheideturms – der fast schon alpin anmutende Bergsee. Die Wolken am Horizont machen die Täuschung perfekt.
Der Wind blies weiter ohne schwächer oder wärmer zu werden, durchgefroren traten wir langsam den Weg zurück zur Seilbahn an. Verlaufen kann man sich dort hin nicht: die Bässe der Partylieder à la Mickie Krause, Tim Toupet und DJ Ötzi wiesen uns den Weg zurück aus der Idylle ins Partyleben.
Obwohl es noch etwas dauern sollte bis Siggi seine Hütte schließt, waren schon einige auf dem Weg vom Gipfel zurück ins Tal. Fast jede talwärts fahrende Gondel war gefüllt. Andersherum sah das schon anders aus – diese war leer.
In den Gondeln der Ettelsberg Seilbahn dürfen keine (Plastik)Bierkrüge aus der Hütte mitgenommen werden. Kurzerhand wird das Berghäuschen zur Ersatztheke umfunktioniert – das Seilbahnpersonal am Drehkreuz sortiert Becher und Krüge aus, der guten Stimmung der Gäste tut das aber keinen Abbruch. Unter den schiefen Tönen nicht mehr nüchterner Touristen steigen wir in die Kabine, die wir uns mit (augenscheinlich) Tochter und Vater teilen.
Mehrere Meter über dem grünbraunen Erdboden schwebten wir talwärts. Die Kabinen bieten bequem vier Personen Platz, es hätten sogar noch einmal so viele Personen Platz gefunden. Insgesamt gibt es 55 Kabinen, die mit einer Geschwindigkeit von bis zu 6 m/s (rund 22 km/h) bergauf und bergab befördert werden können. Damit dauert es etwas weniger als 5 Minuten, bis die 240m Höhendifferenz überwunden sind.
Doch plötzlich stockte es. Wir schaukelten kurz hin und her, dann standen wir still. Knapp fünf Meter über dem Erdboden tat sich nichts mehr. Nach etwas weniger als einer Minute setzten wir die Fahrt fort.
Unten angekommen geht die Party weiter – die Seilbar am Fuße des Ettelsberges hat täglich ab 9:00 Uhr (Winter 8:30 Uhr) geöffnet. Aber nicht für uns, wir setzten uns durchgefroren ins Auto und fuhren zurück nach Korbach, insgesamt rund 166 Meter tiefer gelegen als Willingen. Ein kalter und sonniger Tag mit Weitsicht ging zu Ende.
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