Mit der Tranvia von Port de Sóller nach Sóller
Zu den Orten, die mir auf Mallorca am besten gefallen, gehört definitiv Port de Soller. Im Westen gelegen, an den Rändern der Serra de Tramuntana, gibt eine Naturbucht den hier liegenden Schiffen und Yachten den notwendigen Schutz vor Wind und Wetter. Nicht nur Fahrgastschiffe starten von hier aus in Richtung Sa Calobra zum Torrent de Parreis, der Hafen ist zudem die Heimat von zahlreichen kleinen Fischerbooten sowie Anlaufstelle für Yachten in allen Größen und Preisklassen. Wer dabei einmal das Panorama von der Kaimauer gesehen hat, der weiß auch warum: während man auf der Anfahrt mit dem Auto nach Port de Soller Kurve um Kurve auf der Ma-10 durchs Gebirge fährt, so bietet eben dieser Höhenzug einen faszinierenden Hintergrund für das maritime Geschehen im Hafen.
Doch auch mit der Bahn ist der Ort erreichbar – nicht mit irgendeiner Bahn, sondern mit dem legendären Orangenexpress, der Palma mit Port de Sóller verbindet. Eröffnet wurde die Strecke bereits im Jahre 1913. Dass es diese Verbindung zwischen Sóller und seinem Hafenort überhaupt gibt, das ist einem cleveren Schachzug zu verdanken. Damit die “Ferrocarril de Sóller” damals Subventionen für den Bau einer Bahnlinie bekam, musste diese mindestens 30 Kilometer Länge vorweisen. Die Strecke bis nach Palma war allerdings nur 27,3 Kilometer lang, sodass diese kurzerhand bis nach Port de Sóller verlängert wurde und man damit in den Genuss der Subventionen kam.
Ein Fahrschein für die Hin- und Rückfahrt nach Soller kostet 6 Euro (Stand 2016) für die einfache Fahrt, gekauft wird das Ticket in der Straßenbahn. Vorbei am Strand von Port de Soller mit Blicken in die Bucht, vorbei an dicht an der Bahnstrecke blühenden Pflanzen und reifen Orangen- und Zitronenbäumen, dicht vorbei an den Geschäften im Zentrum von Soller – mit bis zu 30 km/h holpert der Zug über die Schienen bis nach Sóller. Am Zielort angekommen merkt man, dass vieles im Schatten der Orangen steht. Überall gibt es frisch gepressten Orangensaft, Orangen stehen als Dekoration auf den Tischen der Restaurants und selbst vor der Kirche von Soller stehen Orangenbäume.
Im Anschluss an die Fahrt bietet sich ein Spaziergang durch die Kleinstadt an, deren zentraler Punkt der Marktplatz mit der Kirche San Bartolomé und aus der Zeit vor 1236 stammtt. Bewohner und Touristen kommen hier zusammen, die einen zum Reden und Unterhalten, die anderem um die mallorquinische Küche zu probieren oder um von ihrem Sightseeingtrip eine kleine Pause zu machen. Ein schöner Ort hierfür ist die Eismanufaktur Sa Fabria de Gelats, rund 2 Miuten Fußweg von der Endstation entfernt – einfach den Schienenverlauf zurücklaufen und nach kurzer Zeit erscheint sie auf der linken Straßenseite. Im schattigen Hinterhof beim besten Eis weit und breit abschalten, die Wärme genießen und die Füße entspannen – herrlich! Zahlreiche Eissorten mit lokalen Zutaten – Milcheis und auch Sorbets – warten auf kulinarische Entdecker, sehr zu empfehlen.
Kurz danach geht es wieder zurück Richtung Hafen, die Bahn ist dieses Mal nicht ganz so voll wie auf dem Hinweg. Das Fahrgefühl mit dem offenen Waggon ist ein ganz anderes als noch auf dem Hinweg: keine Enge, kein Sprachengewirr, einfach ein angenehmes Dahinholpern durch die mallorquinische Landschaft. Einfach herausblicken und die alte Technik genießen. Einfach über die Orangen- und Zitronenbäume blicken, hinüber zu den Bergen der Tramuntana und dabei den warmen Luftzug spüren, der einen während der Fahrt umgibt. Was man übrigens während der Fahrt schnell vergisst: die Straßenbahn ist keine rein touristische Einrichtung. Zwischen den beiden Endstationen gibt es einige Haltestellen, an denen bei Bedarf gehalten wird – selten steigen hier Touristen zu, dafür die Einheimischen. Für sie ist die Straßenbahn nicht einfach nur ein Erlebnis, sondern Alltag.
Auch wenn es an den Bahnhöfen gerne mal voll ist – eine Fahrt mit der Bahn gehört zu den Dingen auf Mallorca, die man mal gemacht haben sollte.
[weitere Infos zur Fahrt mit der Bahn am Ende des Artikels]
- Der Ticketverkauf erfolgt in der Straßenbahn
- Die Leine an der Decke der Waggons ist keine Leine zum Festhalten, sondern mit einer Glocke beim Lokführer verbunden und signalisiert Haltewünsche entlang der Strecke
- Es gibt verschiedene Waggons: an der Seite offene und geschlossene. Welche Bahn zu welcher Zeit welchen Waggon zieht ist unterschiedlich
- je nach Tageszeit herrscht starkes Gedränge an den Bahnhöfen, u.U. sollte man sich darauf einstellen, dass Plätze nach dem Recht des Stärkeren belegt werden und man nur einen Stehplatz ergattert
Quelle: trendesoller.com / Oktober 2016
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